Reinhold Beckmann und der Wolf – eine Nachlese – Wolfsmonitor

Reinhold Beckmann und der Wolf – eine Nachlese

Das war er nun. Der Abschluss einer Wochenendtrilogie in den Medien zum Thema Wolf. Nach einem in der Rubrik „Politik“ veröffentlichten einseitigen Bericht mit der Überschrift „Edle Bestien“ in der Welt am Sonntag (WamS) und einer N24 – Reportage am selben Tag (Wolfsmonitor berichtete) widmete sich nun Reinhold Beckmann gestern 45 Minuten lang zur „Primetime“ in der ARD dem Thema Wolf und stellte die Frage: „Gehört der Wolf nach Deutschland?“
Soviel vorweg: Die Frage wurde nicht klar beantwortet. Auch der von mir erwartete und bereits auf der Internetseite der ARD begonnene Schlagabtausch zwischen Reinhold Jung und Ulrich Wotschikowsky wurde nicht fortgesetzt, sondern sollte wohl allein zur Einstimmung auf die Sendung dienen. Schade irgendwie!
Stattdessen sehen wir einen Reinhold Beckmann, der sich – wie wohl zurzeit sehr viele verunsicherte Mitbürger- die Frage stellt, warum Wölfe in Deutschland trotz hoher Strafandrohung illegal erschossen werden.

Beckmann reist in seinem neuen Fernsehformat durch Deutschland und interviewt in erster Linie Praktiker. Jäger, Schäfer, Wolfsforensiker, Gehegeforscher, einen Wildnispädagogen, einen Ermittler und schließlich auch einen Politiker, den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel.

Häufig hat man als Zuschauer den Eindruck, es liegt bei den geführten Interviews eine gewisse Unsicherheit in der Luft. Man befindet sich halt auf sensiblem Terrain, das scheint allen bewusst zu sein. Beckmann gelingt es durch seine professionellen und direkten Fragen trotzdem, den Menschen Antworten zu entlocken, die in ihrer Kürze tief blicken lassen. Nicht alle Interviewten machen dabei eine gute Figur. Und so distanziert sich auch der Deutsche Jagdverband (DJV) – politisch korrekt – umgehend auf seiner Webseite von einigen Äußerungen, die in der Sendung getätigt wurden (hier der Link).

Einige Interviews weisen dann auch auf die in der Praxis hinderlichen Widersprüche hin, die im Wolfsmanagement der einzelnen Länder (noch) vorhanden sind. Und doch, das beweist der Beitrag zum Ende hin in überzeugender Weise, sind die anfangs beeindruckenden Bilder von Nutztierrissen kein unausweichliches Schicksal. Der Schäfer Knut Kucznik, der am östlichen Stadtrand von Berlin seine Schafe durch eine Kombination von geeigneten Zäunen und Hunden vor Wölfen schützt, zeigt, wie es funktionieren kann.

Mit diesem Beitrag zur Wolfsdiskussion gelingt es Reinhold Beckmann zu vermitteln, dass es keine allgemein akzeptierte Antwort auf die Ausgangsfrage gibt. Zu vielseitig sind die Interessen. Nicht immer überzeugend die vorgetragenen Argumente. Das regt zum Nachdenken an.


Anders als in der N24-Reportage vom Vortag, versucht Beckmann den Zuschauern wenigstens auch gar nicht erst vorzumachen, er könne einen Schuldigen oder auch eine ideale Lösung präsentieren. Und trotzdem, am Ende der 45 Minuten hält der Beitrag eine überzeugende Antwort parat. Nämlich die, wie Tiere vor dem Wolf effektiv geschützt werden können. Chapeau, Herr Kucznik!


Herzlichst

Ihr

Jürgen Vogler