Micha Dudek: Ubiquist, Opportunist und Generalist – der Wolf! – Wolfsmonitor

Micha Dudek: Ubiquist, Opportunist und Generalist – der Wolf!

…“Der Wolf ist und bleibt ein Tier der Superlative. Er ist Ubiquist, Opportunist und Generalist. Man kann ihn mit Recht als Ubiquist bezeichnen, denn er kommt in verschiedenen Lebensräumen ohne erkennbare Bindung vor. Er ist Opportunist, wenn es darum geht, den Vorteil des Augenblicks über seine „Überzeugung“ zu stellen beziehungsweise, die wechselnden Umstände zum eigenen Vorteil auszulegen.


Als Generalist ist der Wolf in der Lage, eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Umweltbedingungen für sich zu nutzen. Er ist weder auf eine bestimmte Nahrungsressource spezialisiert noch auf einen bestimmten Lebensraumtyp.


Sein Bedürfnis an Fläche ist groß. Doch scheint der Wolf über Rückzugswinkel und ein ausreichendes Nahrungsangebot hinaus nur geringe Ansprüche an seine Umwelt zu stellen. Er geht kurzweilige oder lebenslange Partnerschaften ein. Seine Welpen scheinen ausgedehnte Sandflächen zum Spielen zu lieben. Und natürlich benötigt der Wolf ausreichend Wasser zum Trinken, Kühlen und Baden, besonders in den Sommermonaten.

Eine mobile Art wie der Wolf kann innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums sehr unterschiedliche Kleinbiotope passieren, auf die die wirklichen Spezialisten im Tierreich angewiesen sind. Er wechselt aus dem Wald, in dem Totholz bewohnende Käfer leben, hinaus auf die halboffenen Sandflächen, auf denen Wiedehopf und Sandlaufkäfer einander begegnen. Dabei durchstreift er den Übergang zwischen Wald und Offenland, auf dessen Saumgesellschaften bestimmte Spinnen angewiesen sind. Sie alle taugen hundertmal mehr als Indikatoren für bestimmte Lebensraumqualitäten als der Wolf.

Der Wolf zeichnet sich indessen im Vergleich zu vielen anderen Tierarten durch seine hohe Anpassungsfähigkeit aus. Er eignet sich daher kaum zur Leitart wie Fischotter und Weißstorch, und wirkt auch nicht landschaftsprägend wie der Biber. Und sein Effekt auf die Wildbestände wird meist maßlos übertrieben für beide Richtungen dargestellt. Aufgrund ihrer natürlichen Seltenheit dürften Prädatoren unter natürlichen Verhältnissen wohl kaum in der Lage sein, zur Gesunderhaltung ihrer Beutetiere beizutragen oder ihnen Schaden zuzufügen.“…


Micha Dudek (*1962), studierter Landschaftsarchitekt und Umweltplaner, ist Autor und Gutachter. Dieses Zitat stammt aus seinem Buch „Neue Wildnis Deutschland – Wolf, Luchs und Biber kehren zurück“, erschienen 2009 im Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, Seite 140 (weitere Informationen zum Buch erhalten Sie nach einem „Klick“ auf nachfolgendes Buchcover!)