Fehlt Kaj Granlund erneut die wissenschaftliche Neutralität? – Wolfsmonitor

Fehlt Kaj Granlund erneut die wissenschaftliche Neutralität?

Buchautor Kaj Granlund macht erneut von sich reden. Mit seinem Versuch, Deutschlands Wölfe einerseits zu Hybriden und andererseits als „ausgesetzt“ zu erklären, zog er bereits vor Monaten den Unmut einiger Wolfsfachleute, wie z.B. auch den von Ulrich Wotschikowsky auf sich, der damals befand, Granlund habe mit seinem Buch „ein politisches Pamphlet mit dem Ziel, die Schutzwürdigkeit des Wolfes mitsamt dem Wolfsmanagement und der Wolfsforschung zu diskreditieren“, geschrieben. 

Wotschikowsky lässt bei seiner Kritik auch Zimmermann & Dr. F. Kullmann von Felicites GbR ergänzend zu Wort kommen: „Das Europa der Wölfe ist eine Mischung aus Fakten und Dichtung, enthält eine ordentliche Portion Polemik und die Quellenangaben im Text sind dürftig, viele Behauptungen werden ohne Beleg und Quellennachweis aufgestellt. Das Werk lässt die gebotene wissenschaftliche Neutralität vermissen, ihm fehlt die Ausgewogenheit. Dazu kommen eine nachlässige Übersetzung und ein offenbar nicht erfolgtes Lektorat. Der Preis von 32 Euro erscheint entsprechend zu hoch. Wir können uns der Empfehlung von Prof. Dr. Michael Stubbe nicht anschließen. Gesamturteil: Nicht empfehlenswert.“ (*1)

Kürzlich nun lud kein geringerer als Granlund selbst in einer Facebook-Gruppe ein PDF-Dokument hoch, in dem er als Autor in den „Beiträgen zur Jagd- und Wildforschung“ (Bd.41) unter der Überschrift „Steuert der Mensch auf einen Konflikt mit Wölfen zu?“ historische Statistiken (u.a. auch aus Russland) präsentiert, um ein Verhaltensmuster zu begründen, das die Gefährlichkeit von Wölfen belegen soll. Demnach soll der russische Forscher Sergei Korytin zwischen 1840 und 1861 Studien über Angriffe von gesunden Wölfen auf Menschen analysiert, und dabei 273 solcher Fälle gefunden haben

Dem entgegen stehen allerdings die in Granlunds Beitrag nicht weiter erwähnten Aussagen des Wolfskenners Kaverznev aus dem Jahr 1933, die in dem Buch „Der Wolf“ von D.I. Bibikow vorgestellt wurden. Der schrieb in dem Buchkapitel „Verhalten des Wolfs gegenüber Hund und Mensch“: „…Alle diese Nachrichten hielten in keinem Falle einer Überprüfung stand“. … „ Die Zahlen über durch Wölfe getötete Menschen wurden somit offenbar aus der Luft gegriffen.“ (*3).

Fehlt dem Autor Kaj Granlund also erneut die bereits weiter oben bemängelte „gebotene wissenschaftliche Neutralität?“ Fehlt ihm auch dieses Mal „die Ausgewogenheit?“

Quellen:

(*1) Wolfsite – Forum Isegrim – www.woelfeindeutschland.de , Beitrag vom 13.5.2016 von Ulrich Wotschikowsky: „Das Europa der Wölfe: Fragen an den Autor Kaj Granlund“, abgerufen am 19.9.2016, hier der Link!

(*2) Das in der Facebook-Gruppe hochgeladene Dokument liegt Wolfsmonitor vor.

(*3) Prof. Dr. Dmitrij Iwanowitsch Bibikow: Der Wolf, Neue Brehm Bücherei 1988, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, S. 109