Wolfsrudel – Seite 5 – Wolfsmonitor

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Wölfe im Oktober

Die jungen Wölfe, die Ende April/Anfang Mai das Licht der Welt erblickten, sind nun im Oktober fünf Monate alt. Noch immer legen sie in jeder Woche rund 1,5 Kilogramm an Körpergewicht zu. Bereits im November werden sie eine stattliche Größe erreicht haben und durch den Wechsel vom Sommer- zum Winterfell von den Elterntieren optisch kaum noch zu unterscheiden sein.

Immer häufiger begleiten sie ihre Eltern nun ins Jagdrevier. Die jungen Wölfe lernen dabei ihre weitere Umgebung kennen und erste Jagdstrategien auf leicht zu erbeutendes Schalenwild anzuwenden. Es ist deshalb davon auszugehen, dass es nun erneut zu einer höheren Anzahl von Sichtungen ganzer Rudel und deshalb auch entsprechender Meldungen in der Presse kommen wird.


Wölfe traben 8 km in der Stunde – Fotofallenstudie in der Schweiz

Das erste Wolfsrudel in der Schweiz wurde im Jahr 2011 am Calanda-Massiv im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen und Graubünden nachgewiesen. Bereits viermal pflanzte es sich fort. Im diesem Jahr wurden im Calanda-Massiv 3 Welpen und im Tessin ein zweites Rudel bestätigt. Das Calanda-Rudel war bisher der Dreh- und Angelpunkt für wissenschaftliche Wolfsstudien in der Schweiz.


Die Studie „Wolfsmonitoring mittel Fotofallen: Ergebnisse aus der Fotofallen-Test Pilotstudie im Calanda“ die als KORA-Bericht Nr. 68 im August 2015 veröffentlicht wurde, gibt interessante Aufschlüsse über diverse Fotofallenmodelle, geeignete Untersuchungsgebiete, ideale Erhebungszeiträume und die zahlreichen Studienergebnisse.

Sie zeigt zum Beispiel, dass sich trabende Wölfe mit durchschnittlich 8 km/h fortbewegen.

Studie: 1769 Wolfsrudel in Deutschland?

Immer häufiger wurden die Wolfsmanager in Niedersachsen zuletzt vor dem Hintergrund vermeintlich „verhaltensauffälliger Wölfe“ kritisch befragt, wie viele Wölfe Niedersachsen eigentlich verträgt. Eine Antwort darauf hatte keiner. Deshalb bereitet man in Hannover gerade eine Studie vor, die Auskunft darüber geben soll. (Wolfsmonitor berichtete, hier der Link).


Obwohl – da sind sich die Fachleute einig – niemand seriös voraussagen kann, wie sich eine Wolfspopulation entwickeln wird und somit die Sinnhaftigkeit einer solchen Studie allgemein angezweifelt wird, soll an dieser Stelle eine noch ziemlich junge Habitat-Studie der Universität Freiburg aus dem Jahr 2014 vorgestellt werden. Sie zeigt, wie unterschiedlich die Ergebnisse sein können, wenn nur einzelne betrachtete Parameter entsprechend variiert werden.

3 Antworten von Tanja Askani

Tanja Askani, international anerkannte Wolfsexpertin und durch die Medien und ihre zahlreichen Vorträge bekannt, betreut mehrere Wolfsrudel im Wildpark Lüneburger Heide. Sie befasst sich bereits seit frühester Kindheit mit Wildtieren, pflegte als Falknerin verletzte Greifvögel und legte 1998 mit der von ihr aufgezogenen Wölfin „Flocke“ den Grundstein für ihr erstes Wolfsrudel.
Im Vorwort ihres lesenswerten Buches „Wolfsspuren – Die Frau, die mit den Wölfen lebt“* stellt Rosemarie Kirschmann fest: „Wir lernen durch sie, dass Aggression wie Liebe, Fürsorglichkeit und Zärtlichkeit Teil des natürlichen Verhaltensspektrums des Wolfes ist, dem wir nicht gerecht werden, wenn wir dem Tier Maßstäbe aus der menschlichen Ethik überstülpen. Beides, Romantisierung und Dämonisierung des Wolfes, sind aus menschlichem Wunschdenken heraus entstanden, sie versperren die Sicht auf die Wirklichkeit und verhindern echtes Verständnis. Tanja Askani lehrt uns, die Tiere mit ihrem Verhalten so anzunehmen, wie sie sind, frei von moralischen Urteilen und romantischen Vorurteilen.“

Wolfsmonitor hatte nun Gelegenheit zu einem Interview:

Wolfspopulation im westlichen Polen wächst weiter

Die polnische Naturschutzorganisation „Association for Nature Wolf“, die in Polen das Wolfsmonitoring durchführt, vermeldet zum Ende des Monitoringjahres 2014/15 einen leichten Anstieg der westlichen Wolfspopulation um zwei Wolfsrudel auf nunmehr 33 Rudel und vier Wolfspaare. Ungefähr 80 % dieser Rudel konnten sich im letzten Jahr erfolgreich fortpflanzen. Eine große Gefahr für den Wolfsbestand ginge jedoch immer noch von illegalen Abschüssen und dem Straßenverkehr aus.

Bachelorarbeit gibt Einsicht in die Komplexität großräumiger Wolfsmonitoring – Vorhaben

Zur intensiveren Überwachung des Munsteraner Wolfsrudels, das in den letzten Monaten häufiger durch weniger scheue Wölfe aufgefallen ist, werden zurzeit zusätzliche Experten eingesetzt, um Ursachenforschung zu betreiben (Wolfsmonitor berichtete). Es handelt sich bei den genannten Experten wohl um erfahrene Biologinnen aus der Lausitz, wie mir auf Nachfrage mitgeteilt wurde.
Trotz der langjährigen fachlichen Expertise im Wolfsmonitoring stehen die Handelnden jedoch vor einer großen Herausforderung. Wer sich als Interessierter einmal von der Komplexität eines solchen Monitoring-Vorhabens überzeugen möchte, lese bitte die im Internet auf der Seite der Hochschule Neubrandenburg frei zugängliche Bachelorarbeit von Verena Schöler aus dem Jahr 2013.