Gesellschaft zum Schutz der Wölfe: „Wolfsabschuss ist kein Herdenschutz!“ – Wolfsmonitor

Gesellschaft zum Schutz der Wölfe: „Wolfsabschuss ist kein Herdenschutz!“

Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (GzSdW) veröffentlichte jetzt im Rahmen einer Pressemeldung einen „Offenen Brief“ an die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner wegen dem geplanten „Abschuss auffälliger Wölfe“ (im Wortlaut):

„Sehr geehrte Frau Ministerin,

in den Medien, z.B. der Rheinischen Post wird berichtet, dass Sie dringend fordern, Wölfe und dabei auch ganze Wolfsrudel, die Nutztiere reißen, zu „entnehmen“. Die Wolfspopulation sei teilweise zu hoch und eine Weidetierhaltung deshalb unmöglich.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die nicht diese Meinung teilt und deshalb „bremst“, wird aus diesem Grund offen kritisiert. Zu Ihrer Schelte gegenüber Ihrer Kollegin im Umweltministerium in Sachen Wolf möchten wir Sie auf zwei wichtige Aspekte hinweisen:

1. Die Voraussetzungen für eine Entnahme problematischer Wölfe definiert nicht das Umweltministerium, die sind in der FFH-Richtlinie und dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 45 Abs. 7 BNatSchG Ausnahmen von den Verboten des § 44 BNatSchG) klar geregelt.

Veränderungen würden eine von der EU zustimmungspflichtige Änderung des Schutzstatus erfordern. Wie Ihnen sicher bekannt ist, hat die EU-Kommission mehrfach geäußert, dass sie dazu keine Veranlassung sieht. Zudem dauern derartige Prozesse – unabhängig von der Sinnhaftigkeit – sehr lange, so dass die vorhandenen Probleme der Nutztierhalter, für die Sie sich damit sicher in erster Linie einsetzen wollen, damit aktuell nicht gelöst werden können.

2. Wissenschaftliche Untersuchungen und Erfahrungen aus verschiedenen Wolfsgebieten haben eindeutig gezeigt, dass der Abschuss von Wölfen die Häufigkeit von Schäden an Weidetieren NICHT reduziert!

Wolfsabschuss ist kein Herdenschutz! Ein Versuch, durch Abschuss von Wölfen Übergriffe auf Nutztiere zu vermeiden wird in der Regel nicht erfolgreich sein, weil in vielen Fällen bisher noch kein Herdenschutz etabliert ist oder festgestellt werden muss, dass Fehler beim Schutz der Tiere gemacht wurden. Wenn solche Defizite nicht abgestellt werden, kann auch der Abschuss von Wölfen keine Abhilfe schaffen. Im Gegenteil kann durch die Zerstörung von Rudelstrukturen sogar ein Anstieg von Schäden verursacht werden.

Wir sind mit Ihnen und den Experten in Ihrem Ministerium völlig einig, dass auch in Wolfsgebieten die Haltung von Tieren auf der Weide ohne Verluste durch Wolfsrisse möglich sein muss. Der Schutz von Weidetieren ist aber auch in Deutschland sehr wohl möglich, genauso wie in anderen Ländern, in denen zahlreiche Wölfe leben und Weidetierhaltung sogar eine wesentlich größere Rolle spielt als hierzulande. Nötig sind effektive Herdenschutzmaßnahmen, die in Form moderner Weidezauntechnik und mit dem Einsatz von Herdenschutzhunden zur Verfügung stehen.

Gerne stellen wir unsere diesbezüglichen Erfahrungen nicht nur jedem interessierten Weidetierhalter, sondern auch Ihrem Hause zur Verfügung. Zu fordern ist, dass sich Ihr Ministerium an den Bemühungen, den Schutz der Nutztiere durch spezielle Zäune und Herdenschutzhunde zu unterstützen und diese Maßnahmen ausreichend zu finanzieren, verstärkt beteiligen würde.

Solche Maßnahmen müssen derzeit immer noch teilweise von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe oder anderen NGO’ s durch Beratung und finanzielle Förderung ermöglicht werden.

Zudem wäre z.B. auch an eine Verbesserung der Prämien für Weidetierhalter, die Landschaftspflege in Wolfsgebieten betreiben zu denken, um den größeren Arbeitsaufwand, der durch die Schutzmaßnahmen entsteht auszugleichen.

Wir möchten Sie bitten, sich nicht gegen den Artenschutz zu stellen, sondern der für uns alle wichtigen Weidetierhaltung bei der Lösung der ohnehin erheblichen strukturellen Probleme, die durch den Wolf noch deutlicher sichtbar werden, zu helfen und möglichst rasch ein bundesweites „Kompetenzzentrum für den Herdenschutz“ aufzubauen, ähnlich der „Zentralen Dokumentations- und Beratungsstelle für den Wolf“ des Bundesumweltministeriums.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Blanché

1. Vorsitzender der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V.


Quelle: Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V.: „Offener Brief an die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner wegen „Abschuss auffälliger Wölfe“ vom 18.10.2018