November 2015 – Seite 2 – Wolfsmonitor

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Wir brauchen keine Wölfe! Wirklich?

Manche neigen dazu, komplexe Dinge auf einfache Formeln zu bringen. Politiker müssen das sogar, da sie ansonsten Gefahr laufen, dass ihre Botschaft nicht von den Medien aufgegriffen wird. Für uns Bürger bleibt gewöhnlich kaum Zeit, die Vielzahl der täglichen Nachrichten und Informationen hinreichend zu durchdenken und zu durchdringen. Dreiminütige Radionachrichten auf dem Weg zur oder von der Arbeit müssen zuweilen ausreichen, damit wir uns ausreichend informiert fühlen. Deshalb haben wir uns angewöhnt, die einfachen „Formeln“, die uns medial präsentiert werden und einer gewissen Logik nicht entbehren, kritiklos zu übernehmen. Im Ergebnis sind die Dinge dann oft gut oder schlecht, richtig oder falsch, schwarz oder weiß.

Wer schon einmal an einer Informationsveranstaltung zum Thema Wölfe teilgenommen hat oder auch nur die Presseberichterstattung darüber verfolgt, dem dürfte aufgefallen sein, dass sich meistens irgendwann jemand mit der Frage zu Wort meldet,

Christoph Stubbe: Lebensräume von Wölfen in Russland

…“Nach BOLOGOV (1984) hängt die Größe des Lebensraumes von der Größe der Familien ab. Bei einer Dichte von 5 – 25 Stück/1000 km² hat jede Familie einen Lebensraum von 150 – 350 km² und grenzt an 4 – 6 Territorien benachbarter Familien. Die Territoriumsgrenzen einer Familie verlaufen häufig an Seenufern, Flüssen, Sümpfen und Wegen. Sie werden genau eingehalten.


In fünf Jahren der Beobachtung änderten sich die Grenzen nicht.

3 Antworten von Markus Bathen

Markus Bathen (43, Foto rechts) ist ausgebildeter Forstwissenschaftler und seit 8 Jahren der Wolfsexperte beim Naturschutzbund Deutschland, auch bekannt als NABU. Der gebürtige Kölner leitet das Wolfsbüro des NABU in Spremberg und lebt heute in der Nachbarschaft zahlreicher Wolfsrudel in der sächsischen Lausitz. Wolfsmonitor hatte nun Gelegenheit zu einem Interview mit ihm.


 

WOLFSMONITOR: Herr Bathen, nachdem der vermeintlich „verhaltensauffällige“ niedersächsische Wanderwolf, der im Frühjahr 2015 weite Teile der Bevölkerung Nordwestdeutschlands beunruhigte, bereits im April nördlich von Hannover von einem LKW getötet wurde, wurde es einige Zeit vergleichsweise ruhig um die Wölfe in Niedersachsen. In letzter Zeit allerdings sorgt eine Wölfin im Landkreis Vechta vermehrt für Schlagzeilen. Sie soll im Verlauf des letzten Jahres mehr als 60 Schafe gerissen und weitere 35 Schafe verletzt haben, 11 Fälle mit 31 Tieren konnten ihr zweifelsfrei zugeordnet werden. Die „Goldenstedter Wölfin“, so wird die Fähe genannt, soll dabei sogar über einen 160 cm hohen Elektrozaun gesprungen sein. Die Oppositionsparteien im niedersächsischen Landtag forderten nun kürzlich die Entnahme dieses „(riss)auffälligen“ Wolfes. Ist diese Forderung aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?

Bathen: Die meisten Tiere, die dem Wolf zum Opfer fielen, waren nicht geschützt. Dass solche Erfolge einen Wolf anspornen können, auch geschützte Nutztiere anzugehen ist bekannt. Diesen Wolf einzufangen oder abzuschießen würde also die Nutztiere nur so lange schützen, bis

Neuer Wolfsradweg in Niedersachsen

Auch heute noch, rund 17 Jahre nach der Wolfsrückkehr, füllen immer noch Missverständnisse und Fehlurteile die Schlagzeilen der Gazetten. Wölfe sind stets für eine Story gut, das wissen viele Journalisten und nutzen die Gelegenheit vor allem dann, wenn erneut irgendwo ein Schaf gerissen wurde. Zwar sind es oft nicht einmal die Wölfe selbst, sondern unbeaufsichtigte Hunde, die zuschlagen, dem Image des Heimkehrers schaden diese Nachrichten dennoch enorm.
Deshalb ist die ehrliche Aufklärung über das Wolfsverhalten weiterhin ein Gebot dieser Zeit. Einige Wolfsregionen sehen darin sogar eine besondere Chance: Sie bieten touristische Angebote rund um die Wölfe und das mit Erfolg.
So gibt es zum Beispiel in der Lausitz – bekanntlich die Region, in der die Wölfe zuerst wieder einwanderten – heute einen Wolfsradweg (1) und Wolfswanderungen (2), um nur zwei Beispiele zu nennen.

Erneut Übergriff auf Schafherde im Landkreis Diepholz

Schäfermeister Klaus Menke scheint ein besonnener Mann zu sein. Nach einem Übergriff auf „seine“ Schafherde am letzten Freitag in Freistatt, dem 4 Schafe und eine Ziege zum Opfer fielen, weitere Tiere wurden verletzt, wählt er seine Worte gegenüber dem NDR mit Bedacht(*).
„Es können wildernde Hunde oder auch „der Wolf“ gewesen sein“, sagt er gegenüber dem Reporter.

Goldenstedter Wölfin: Unzureichender Herdenschutz!

Wie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) heute in einer Pressemeldung mitteilte, können der „Goldenstedter Wölfin“ bisher 11 von insgesamt 35 Übergriffen auf Nutztiere in der Region Vechta und Diepholz zugesprochen werden. Zu 94 % sind diese Übergriffe auf „ungeschützten Weiden“ passiert und nur in zwei Fällen überwand die Wölfin den vorhandenen Grundschutz. Dort, wo der Grundschutz durch weitere Sicherheitselemente, wie z.B. Schutzhunde oder auch Schutzesel ergänzt wurde, fand bisher (Datum 14.11.2015) kein Übergriff statt.

Kommentar:


Selten konnten Weidetierhalter eine hörere finanzielle Unterstützung aus Steuergeldern beantragen als heute in den Wolfsgebieten, um ihren Zaunbau zu optimieren. Man muss es dann halt auch tun!

Bei allem Verständnis für die teils schwierige Situation der Nutztierhalter erscheint die Sachlage nach Bekanntwerden dieser Zahlen jedoch