Vogler – Seite 275 – Wolfsmonitor

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Gefährliche Wölfe als Szenario zulassen – These 2

These 2: Zur Entwicklung eines wirksamen Wolfsmanagements müssen wir ein anderes Ausgangsszenario zu Grunde legen (den nicht harmlosen, also gefährlichen Wolf). Wir müssen dazu eine Diskussion führen, die sich nicht ausschließlich auf Forschungsergebnisse sondern auch auf Erfahrungen stützt, keinen bekannten Blickwinkel auslässt, nichts beschönigt und nichts verschweigt und mögliche renitente Einzelwölfe und Wolfsrudel umfassend in die Betrachtung einbezieht.

Die Diskussion über den Wolf wird – so kommt es einem beim Blick in viele Medien vor – immer intensiver und emotionaler geführt. Gerade lokale Zeitungen nehmen das Thema – selbst dort, wo es noch keine Wölfe gibt – häufig dankbar auf die Tagesordnung und stricken aus einer vermeintlichen Wolfsfährte ganze Serienberichte: „War es ein Wolf?“ – „Wie lange dauert es noch, bis der Wolf auch bei uns in „Kleinkleckersdorf“ wieder heimisch ist?“ – „Wie sind wir auf den Wolf vorbereitet?“ So liest sich das dann in etwa….

Zahlenspiele – wie viele Wolfsberater braucht das Land?

Nun erlaube ich mir, die Zahlenmeierei vorläufig einmal auf die Spitze zu treiben. Das dürfte jedoch nur die politisch „angehauchten“ Leser interessieren, also diejenigen, die sich gerne einmal spekulativ auf die eine oder andere Idee einlassen. In meinen letzten beiden Beiträgen habe ich darauf hingewiesen, dass ein professionelles Wolfsmonitoring, dem Skript des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) nach, rund 100 Arbeitstage je Rudel umfasst. Außerdem habe ich über die Zahl 1000 im Zusammenhang über den „günstigen Erhaltungszustand“ unserer heimischen Wölfe philosophiert.

Die Zahl 1000 im Blick – das Wachstum der Wolfspopulation!

Immer häufiger wird – wie zuletzt in einer Online-Petition – die Frage gestellt, bis auf welche Zahl die Wolfspopulation in Deutschland anwachsen soll. Die Antworten, die verschiedene Internetquellen hierzu anbieten, stiften leicht Verwirrung. Deshalb schaut Wolfsmonitor einmal genauer hin.


Der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ einer Art, wie er von der EU-Kommission unter anderem auch für den Wolf als gefährdete Art gefordert wird, ist erreicht, wenn die Art oder ihr Lebensraum im Bestand und auch in der Ausdehnung ungefährdet ist und auch bleiben wird. Dazu werden für jede gefährdete Art die einzelnen Faktoren „Verbreitungsgebiet“, „Population“, „Lebensraum“ und „Zukunftsaussichten“ in regelmäßigen Abständen bewertet.
Für Wölfe der „Zentraleuropäischen Tieflandpopulation“, der die „deutschen Wölfe“ zuzurechnen sind, wird eine Zahl von 1.000 geschlechtsreifen Tieren angegeben, damit der geforderte günstige Erhaltungszustand erreicht ist.

100 Monitoringtage je Wolfsrudel!

Das Bundesamt für Naturschutz veröffentlichte im Jahr 2009 unter dem Titel „Monitoring von Großraubtieren in Deutschland“ ein „Skript“ mit der Nummer 251, dem unter Punkt 5.3 –  „Handbuch Wolfsmonitoring“ –  auf der Seite 64 zu entnehmen ist, dass die Schätzung der Populationsgröße bei Wölfen sehr aufwändig ist. Als Beispiel wird Frankreich genannt, wo ungefähr 100 Arbeitstage für jedes Wolfsrudel benötigt werden, um alle für das Monitoring wichtigen Informationen zu erheben.

Auf der Suche nach „echten Wolfsexperten“

Erst einmal: Ich respektiere Elli H. Radinger für ihren persönlichen Einsatz zum Schutz der Wölfe. Die ehemalige Rechtsanwältin ist für viele Menschen in Deutschland außerdem ein Vorbild darin, das Leben nicht zu träumen sondern seinen Traum zu leben. Dennoch bin ich gerade etwas irritiert.
Ich las soeben ein Interview auf der Seite des „Freundeskreises freilebender Wölfe e.V.“ mit ihr und bin erstaunt über so einige Äußerungen der „Grande Dame“ des Wolfsschutzes.

Stimmungstest der EU – Gefahr für die Wölfe?

Heute, am 30. April, haben wir den bundesweiten „Tag des Wolfes“. Es ist der Tag, an dem das Wolfsmonitoringjahr 2014/15 endet und Bilanz gezogen wird. Das tut der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in einer Pressemeldung, er stellt fest, dass es zurzeit 35 „Wolfsfamilien“, 31 Rudel und vier Paare – der Nachwuchs wird in den nächsten Tagen erwartet – in Deutschland gibt. Der NABU warnt gleichzeitig vor einer Umfrage der EU-Kommission in den nächsten drei Monaten, mit deren Hilfe die Stimmung der europäischen Bevölkerung zu möglichen Modernisierungen im europäischen Naturschutzrecht, insbesondere der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie, festgestellt werden soll.