Standpunkte – Seite 41 – Wolfsmonitor

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Wölfe gegen andere Tierarten ausspielen?

Wenn Wölfe Probleme verursachen, ist nicht selten folgendes Argument zu hören: „Wir dürfen eine Tierart nicht gegen eine andere ausspielen!“
Auf der internationalen Wolfskonferenz des NABU im September beispielsweise äußerte Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbandes (DJV), diesen Gedanken, als er auf die angegriffenen Muffelwildbestände verwies, die als Gebirgsschafe einst im deutschen Flachland angesiedelt wurden.

Und erst kürzlich war die gleiche Rechtfertigung von der Bundestagsabgeordneten Rita Stockhofe erneut zu hören. Nämlich bei ihrer Begründung zur Ablehnung eines Antrags zur Einrichtung eines Herdenschutz-Kompetenzzentrums.

Anmerkungen zur Sichtweise von Wolfcenter-Betreiber Frank Faß zur „Goldenstedter Wölfin“

Der Betreiber des Dörverdener Wolfcenters, Frank Faß, stellt in einem ausführlichen Statement auf der Webseite des Wolfcenters seine Sichtweise zur sogenannten „Goldenstedter Wölfin“ dar(*1).


Kommentar:


Die Auffassung von Frank Fass – und das stellt er durchaus richtig dar – ist nicht unumstritten. Gerade seine Schlussfolgerung: „Leider bleibt wohl nur nach Abwägung aller hier im Vorfeld dargestellten Möglichkeiten die lethale Entnahme des bestimmten Wolfes“, dürfte entsprechend weitere Diskussionen auslösen.
Letale Entnahme bedeutet Abschuss. Seinen vorgestellten Argumenten glaubend kann man durchaus zu solch einem Ergebnis kommen. So ganz unkommentiert möchte ich das jedoch nicht stehen lassen, es bedarf meines Erachtens einiger erklärender Worte, die auch zu einem anderen Ergebnis führen können.

Drei Anmerkungen möchte ich deshalb hinzufügen:

Was nun tun in Goldenstedt?

Leute wie ich haben es leicht. Wir lehnen uns zurück, harren der Dinge die da passieren, lesen die Zeitungsmeldungen, gedruckt oder online und pressen hin und wieder einige Zeilen ins Netz. Frei nach dem Motto: Wir haben es immer schon besser gewusst!
Ist das so? Na ganz so einfach ist es sicherlich nicht. Gerade jetzt, wo sich herausstellt, dass die so genannte „Goldenstedter Problemwölfin“ nicht alleine unterwegs ist (man geht von mindestens 3 Wölfen aus) wird von den Lesern durchaus erwartet, dass wir Lösungswege aufzeigen.

Ist in Goldenstedt nun guter Rat teuer?

Arbeiten wir die Geschehnisse einmal kurz auf: Die „Problemwölfe“ sind in den Landkreisen Diepholz und Vechta unterwegs. Der Landkreis Diepholz fiel am 26. November nach einem Kalenderjahr aus der Fördergebietskulisse (Richtlinie Wolf) heraus. Was heißt das? Ein Schadensausgleich aus Steuermitteln wird seit dem 26. November nicht mehr gewährt, wenn die Tiere bei einem Wolfsübergriff nicht mindestens mit dem in der Richtlinie geforderten „Grundschutz“ geschützt waren. So weit so gut. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Mittel für die Präventionsmaßnahmen nicht mehr beantragt werden können! Die Konsequenz muss also für die Weidetierhalter in beiden Landkreisen weiterhin lauten:

Mindestens 3 Wölfe in Goldenstedt!

Nun scheint gewiss, was bereits seit längerem vermutet wurde. In einem Ortsteil von Goldenstedt im Landkreis Vechta wurden drei Wölfe gesichtet. Darauf verwies der zuständige Wolfsberater Torsten Schumacher in einem Gespräch gegenüber dem NDR (*1). Die Wölfe seien einer Frau beim Gassigehen mit ihrem Hund begegnet. Seine Überprüfung bestätigte die Aussage der Frau. Für Schumacher selbst sei diese Situation „nicht zu verstehen“, bisher lägen keine DNA-Nachweise von mehreren Wölfen vor. Er sei bisher deshalb davon ausgegangen, dass eine einzelne Fähe – die sogenannte „Goldenstedter Problemwölfin“ – für die zahlreichen Attacken auf Nutztiere in der Region verantwortlich sei.

Kommentar:
Die Überraschung des Wolfsberaters ist nachvollziehbar. Zu sehr war er in der letzten Zeit damit beschäftigt, den ungezählten Hinweisen aus der Bevölkerung nachzugehen und die zahlreichen Nutztierrisse formgerecht zu protokollieren.

Bauerngejammer in Brandenburg

Der Bauernbund Brandenburg, oder besser sein Präsident Karsten Jennerjahn, hat sich mit einem Schreiben an den Agrarminister Jörg Vogelsänger gewandt. Darin fordert er die mittelfristige Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht, die kurzfristige Verabschiedung einer Verordnung zur „unkomplizierten Entnahme“ von Wölfen sowie die Einrichtung von Wolfschutzgebieten. Das meldete gestern die Internetplattform „topagrar-online“ (*1).
Jennerjahn begründet seine Forderungen mit einer Kosten- Nutzen-Abschätzung, welche die Weidetierhaltung im Vergleich zu intensiveren Tierhaltungsformen zunehmend unattraktiv erscheinen lässt. Auch vergisst er nicht,

Mensch-Wolf-Beziehung im Forschungsfokus der Deutschen Wildtier Stiftung

Der mit 50.000 Euro dotierte Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung geht erstmalig an eine Psychologin. Der 30-jährigen Uta Maria Jürgens wird mit dem Preisgeld Gelegenheit gegeben, die Mensch-Wildtier-Beziehungen in der Kulturlandschaft und „in der Welt des Geistes“ mit Hilfe von 300 bis 400 Probanden zu erforschen.


Die drei potenziell problematischen Wildtierarten Wölfe, Raben und Spinnen – nach Aussage Jürgens wegen ihres besonderen Charismas und weil jeder Mensch schnell eine Meinung über sie hat, von ihr ausgewählt – und drei Ausganghypothesen stehen dabei im Fokus der wissenschaftlichen Betrachtungen.