Nicht die hellste Kerze auf der Torte, war mein erster Gedanke, als ich heute die ersten Zeilen eines Leserbriefes von einem gewissen Herrn Ulrich Merz aus Növenthien auf az-online.de las. Doch von Zeile zu Zeile wurde es noch schlimmer: Merz versuchte nämlich, die widerwärtige illegale Tötung eines Wolfs zu rechtfertigen (WM berichtete, hier!).
Er verurteilte, dass andere Leserbriefschreiber dem Täter (der offenbar versuchte, das Tier mit einem an einer Drahtschlinge befestigten Gegenstand in einem Gewässer zu versenken) „kriminelle Energie“ unterstellten, ohne den eigentlichen Tathintergrund und die Motivlage des Täters zu kennen.
So ein auffälliger Wortbeitrag lässt eigentlich nur zwei Rückschlüsse zu. Entweder kennt Ulrich Merz die wahre Motivlage des Täters, oder aber er tut genau das, was er den anderen anlastet.
Er unterstellt dem Täter nämlich selbst einfach ein Motiv, aus dem dieser gehandelt haben könnte. In diesem Fall „Selbstschutz“.
Und das ist schmutzig!
Schmutzig, weil Merz damit indirekt versucht, eindeutig rechtswidrige Handlungen zu entschuldigen, bzw. abzumildern.
Schmutzig, weil er darüber hinaus versucht, aus einem vorsätzlich handelnden kriminellen Element dieser Gesellschaft in fragwürdiger Weise ein Opfer zu konstruieren.
Und schmutzig zudem, weil er ferner über „zunehmende Einschränkungen von Grundrechten durch das Großraubtier Wolf“ faselt, die es überhaupt nicht gibt.
Ich bin ein großer Freund der Meinungsfreiheit, finde aber, man sollte „rhetorische Brandstifter“ klar benennen dürfen. Mit diesem Leserbrief gibt sich in meinen Augen zweifellos einer zu erkennen.
Der Leserbriefautor versucht – so sehe ich es – eindeutig, einen abscheulichen Akt der Selbstjustiz öffentlich zu beschönigen.
Meiner Ansicht nach hätte er besser daran getan, einfach die Klappe zu halten und stattdessen sein ethisches Koordinatenkreuz nachzujustieren.
Sein grundsätzliches Weltbild außerdem am besten gleich mit. Natur- und Wolfsschützer sind nämlich weder „biodiversitätsverliebte Allmachtsexperten“, noch ist der Wolf ein „heiliges Ökotier“.
Näher kommt man der Wirklichkeit möglicherweise, wenn man den Wolf beispielsweise als ein notwendiges Regulativ für die anthropozentrisch fehlgeleitete Schalenwildmast der vergangenen Jahrzehnte sieht.
Unter anderem!
Just my two cents…
P.S.: Aus 22 Wolfsrudeln im Lande lassen sich keinesfalls – wie Merz ferner meint – 300 Wölfe ableiten. Erst recht nicht, wenn bei 9 dieser familiären Gemeinschaften noch nicht einmal Nachwuchs nachgewiesen wurde. Seriös kann man von etwa 60 bis 70 erwachsenen Tieren in Niedersachsen ausgehen, die für wildtierbiologische Zählungen sowie die Meldung an die EU tatsächlich relevant sind.
Quelle: az-online am 27.7.2019: AZ-Leserbrief – „Mehr „Selbstschutz“ als „kriminelle Energie“ von Ulrich Merz aus Növenthien, abgerufen am 27.7.2019, hier der Link!