„Will man den Sumpf austrocknen, lässt man nicht die Frösche darüber abstimmen“ – Wolfsmonitor

„Will man den Sumpf austrocknen, lässt man nicht die Frösche darüber abstimmen“

Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Bruno Schönlank gab in einer Rede vor dem Reichstag am 9. Februar 1894 den Ausspruch eines unbekannten Pariser Arbeiters aus dem Jahr 1874 zum Besten: „Will man den Sumpf austrocknen, lässt man nicht die Frösche darüber abstimmen.“

Verstößt man gegen diesen gut gemeinten Ratschlag, kann man sich unter Umständen auf Überraschendes gefasst machen. Ein Beispiel?

Bekanntlich wurde seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland vor nahezu 20 Jahren kein einziger Mensch von einem freilebenden Wolf auch nur angeknurrt.

Meines Wissens auch nicht in Sachsen.

Das allerdings wirft die Frage auf, welche Absicht jemand verfolgt, der dennoch eine entsprechende Gefahr für Kinder heraufbeschwört. Und das ausgerechnet, als er zu gerissenen Schafen befragt wird.

Gemeint ist hier konkret Frank Conrad, der Präsident des Landesjagdverbandes Sachsen (hier sein MDR-Interview*!).

Auch wäre eine Antwort auf die Frage interessant, was sich der quasi als “Sprachrohr“ von etwa 11.400 Jagdscheininhabern fungierende Funktionär eigentlich dabei dachte, vielen der über 90.000 Petitionsunterzeichnern zu unterstellen, sie würden sich nicht auskennen, weil sie zumeist Leute aus der Stadt seien, die offenbar „nicht viel Ahnung von der Lebenswirklichkeit auf dem Land haben.“

Eine dazu spontan durchgeführte Umfrage unter mehreren hundert Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Schützt die Wölfe“, in der offensichtlich genau die Menschen organisiert sind, die solche Petitionen unterstützen, zeigt übrigens, dass die Wolfsschützer selbst zu etwa 60% auf dem Lande leben (hier!).

Und zu deren Lebenswirklichkeit gehört, Menschen grundlegend zu misstrauen, die ihnen nicht trauen.

Denn für viele von ihnen passen Wolf und Jagd nicht so recht zusammen, was Bruno Schönlanks obigen Redebeitrag in Ihren Augen offenbar so attraktiv erscheinen lässt.

Erstaunlicherweise akzeptieren jedoch auch immer mehr „semiprominente“ Jäger, dass das Thema „Wolf im Jagdrecht“ durchaus die Kraft haben kann, das gesamte deutsche Jagdwesen von den Füßen auf den Kopf zu stellen (wie z.B. hier!).

Frank Conrad gehört – das zeigt das Interview – jedoch offensichtlich nicht zu ihnen!


Herzlichst

Ihr

Jürgen Vogler


Quellen:

*1: MDR, www.mdr.de, Interview von Katrin Tominski vom 15.2.2017: „Ich verstehe Eltern, die sich Sorgen machen“, abgerufen am 18.2.2017

*2: Facebook-Gruppe „Schützt die Wolfe“: Mitglieder-Umfrage, ob Wolfsschützer „Balkonbiologen“ sind, abgerufen am 18.2.2017