Stellen Sie sich einmal einen Moment lang vor, Sie seien Minister in Niedersachsen. Konkreter? Also gut, Umweltminister! Als solcher erhalten Sie einen „offenen Brief“ einer Organisation mit dem Namen „Weidetierhalter Nord/Ost Niedersachsen“ (kurz: WNON). Noch nie gehört? Da geht es Ihnen vermutlich wie vielen anderen Leserinnen und Lesern auch… . Offensichtlich gehören dieser Initiative allerdings einige Zeitgenossen an, die manchmal „mit viel Trara und wenig Sachkunde ein schlechtes Licht auf ihren Berufsstand werfen“, so zumindest stand es kürzlich in einem Leserbrief, der die Wolfsmonitor-Redaktion erreichte.
Der WNON-Brief mit dem Datum 27. Januar 2017 ist nun auf der Facebook-Seite der Organisation einzusehen, offenbar hat der Vorsitzende des Vereins, Rudolf Michaelis aus Rätzlingen, ihn selbst verfasst. So zumindest schreibt es eine örtliche Zeitung.
Sie lesen dort nun Sätze wie: „Noch fordert niemand die erneute Ausrottung des Wolfes.“ (Wohlgemerkt: „NOCH“!)
An eigenen Forderungen des Vereins an Ihr Umweltministerium mangelt es in dem Brief keineswegs. Zum Beispiel, die „De-minimis-Regel“ sofort abzuschaffen, wofür Sie als Minister allerdings überhaupt keine Zuständigkeit besitzen. Eine andere Forderung darin lautet, Sie mögen „zwingend die kontrollierte Bejagung der Wölfe“ veranlassen.
Die Basis möglicher Schnittmengen der politischen Zusammenarbeit, das erkennen Sie als umsichtiger Umweltminister sofort, ist – gelinde gesagt – dürftig! Diplomatisches oder auch nur halbwegs politisches Geschick vermissen Sie sowohl in als auch zwischen den Zeilen des Briefes.
Und plötzlich erinnern Sie sich sogar an den Namen des Verfassers. Irgendwoher kam er Ihnen doch gleich bekannt vor…
Er war es, der noch vor rund einem Monat auf einer populistischen Kundgebung, bei der man den Hannoveranern einerseits mehrere Kadaver am Rande eines Weihnachtsmarktes vor die Füße und andererseits einige mehr oder weniger markige Worte an den Kopf warf, Ihre ganz persönliche „Ablösung“ aus dem Amt des Umweltministers forderte… (*1)
Und genau dieser Herr drängt Sie nun (vergleichsweise anmaßend, indem er behauptet, nicht nur für die Seinen, sondern gleich für alle Bürger zu sprechen): „Nehmen sie die Sorgen der Bürger ernst!“
Wirkt, als habe sich der Autor des Briefes nicht allein beim dualistischen Prinzip des „Ernstnehmens“ und des „ernst genommen werdens“ nachhaltig „verzockt“, oder?
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler
Quelle: DIE WELT, www.welt.de, Ulrich Exner: „Warum sich die Niedersachsen gegen den Wolf wehren“, v