„Es gibt erwartungsgemäß innerhalb der Jägerschaft Wolfsgegner und Wolfsfreunde, die ihre jeweilige Position wie folgt darstellen:
Wolfsfreunde sehen in ihm einen Rückkehrer auf eigenen Pfoten, von selbst nach Hause gekommen und nicht etwa von Enthusiasten als „Kofferraumwolf“ unüberlegt ausgesetzt. Er ist heimisches Wildtier mit gleichen Daseinsrecht wie Fuchs, Hase und Reh.
Wolfsgegner („Schwarze Schafe im grünen Rock“) verursachen Probleme unter anderem durch Verunsicherung der Bevölkerung mit gezielter Falschinformation (Gefährlichkeit der Wölfe), durch illegalen Abschuss und durch nachweislich falsche Behauptungen:
- der Wolf sei Konkurrent und dezimiere das Schalenwild,
- Schalenwild ändere sein Verhalten bei der Anwesenheit von Wölfen,
- Hegebemühungen wie Fütterungen und Wildäcker würden durch Wölfe beeinträchtigt.
Der „Jagdwert“ eines Reviers wird nicht nur am Jagdertrag gemessen, sondern auch an Naturnähe, Artenvielfalt und Erlebniswerten. Er wird nicht gemindert, wie Teile der Jägerschaft argumentieren, weil Wölfe ein Störfaktor seien und die Jagdstrecken mindern würden.
Wölfe sollten von der Jägerschaft als „Partner im Revier“ akzeptiert werden. Sie wirken durch ihr selektives Beuteverhalten positiv auf die Bestände des Schalenwildes und steigern damit den Wert eines Jagdreviers. Erbeutet werden von ihnen vor allem junge/unerfahrene, überalterte, schwache und kranke Tiere, während vitale Tiere mittlerer Altersklasse entkommen; Jungtiere unterliegen ohnehin einer hohen natürlichen Mortalität.
In einem Ökosystem sind die Beutegreifer einer der großen Motoren für die Evolution, denn >>Räuber (…) erzwingen bei ihren Opfern vielfältige Abwehrreaktionen wie Flucht, Tarnung, Gegenwehr oder schnelle Vermehrung. Ein ultimativer Zwang zur Kreativität baut sich auf. Das treibt die Vielfalt voran und die Evolution.(…) Je erfolgreicher sich die Opfer wehren, desto einfallsreicher und besser müssen die Angreifer werden. Auch sie sind zur Kreativität verdonnert. Das aber wiederum fordert die Opfer heraus. Und so schaukelt sich das System wechselseitig hoch. Dieser Koevolution verdanken wir so perfekte Tiere wie Hase und Fuchs…<<*.“
(Dr. Frank G. Wörner, (*1946) Zoologe und mehrjähriger Leiter der „Eberhard Trumler-Station“ in Wolfswinkel, zitiert aus seinem Artikel „Der Wolf – ein ökonomischer Schädling?“, veröffentlicht im „Wolf Magazin“, Ausgabe 2/2012, S.24 – 43. Für weitere Informationen nutzen Sie bitte folgendem Link!)
* (Teilzitat: Friedrich Buer: Jagd und Naturschutz; in: Hilfe (für die) Beutegreifer!? ÖJV Freising (1997)