In seinem Bestseller „Wolf, Hund, Mensch – Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung“ benennt Kurt Kotrschal Österreich als das am besten geeignete Siedlungsgebiet für Wölfe in Europa. Theoretisch zumindest. GIS-basierte Analysen des Forschungsinstituts für Wildtierkunde (FIWI) ergaben, dass es in Österreich Platz für rund 400 Wolfsrudel gibt (Kotrschal, ebd., Seite 104). Das sind nahezu genauso viele, wie im viel größeren Deutschland.Theoretische Berechnungsmodelle von Felix Knauer ergaben geeignete Lebensräume in Deutschland für rund 440 Rudel.
Auf meiner Suche nach weiteren Einzelheiten dazu stieß ich auf die Internetseite der „Länderübergreifenden Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf (KOST)“ am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität in Wien (hier der Link).
Auf jeweils weniger als 30 schlanken Skriptseiten zusammengefasst, stehen dort sowohl das österreichische Wolfsmanagementkonzept aus dem Jahr 2012 (hier der Link) und das stark an das entsprechende deutsche Papier angelehnte Monitoringkonzept für Braunbär, Luchs & Wolf aus dem Jahr 2009 zum Download zur Verfügung (hier der Link).
Mein besonderes Interesse erweckte dabei das dort aufgeführte „Eingreifteam“ (Wolfsmanagementkonzept, Seite 11, Punkt 5.7), das beim Vorliegen „kritischer Situationen oder Entwicklungen“ aktiv werden soll. Zum Aufgabenspektrum dieses Teams gehören:
• Vergrämung
• Fang
• Narkotisierung
• (Sender‐)markierung
• Temporäre Senderüberwachung
• Mitwirkung bei der Entnahme aus der Population
von Wölfen.
Wolfsmonitors Vorschlag, in Deutschland sogenannte „Wolfscouts“ einzusetzen, also Wolfsbetreuer mit einem erweiterten Aufgabenspektrum (siehe auch These 4 – hier der Link) zu versehen, zielt in eine analoge Richtung. Erste Maßnahmen in Niedersachsen, insbesondere die Ausbildung von 18 Wolfsbetreuern in der Distanznarkose, lassen darauf schließen, dass nun auch hier verstärkt in diese Richtung gedacht wird.
Chapeau!
Ihr
Jürgen Vogler