Erneut ein einzigartiges Trauerspiel… – Wolfsmonitor

Erneut ein einzigartiges Trauerspiel…

Wie ein Verband seine eigenen Mitglieder und eine unbedarfte Bevölkerung durch Halbwahrheiten und dem Verschweigen relevanter Fakten offenbar zum Narren halten will, zeigt aktuell der Deutsche Jagdverband (DJV) mit seinem soeben veröffentlichten „Frage-und-Antwort-Papier zum Wolf“. (*1)

In nahezu jeder Antwort auf die ersichtlich selbst ausgedachten Fragen finden sich entweder eklatante Fehler, maßgebliche Lücken oder für die Diskussion höchst relevante Halbwahrheiten. Diese weggelassenen Informationen sind jedoch in einem solchen Maß für die Ausgangsfragestellung relevant, dass sich – bei deren Berücksichtigung – eigentlich völlig andere Antworten ergeben würden.

Da dieses Vorgehen, also die manipulativ anmutende eigenständige „Verengung des Debattenraums“ nicht das erste Mal beim DJV zu beobachten ist, muss volle Absicht unterstellt werden. Mal sehen, welch „kurze Beine Lügen“ am Ende in heutiger Zeit noch haben.

Einige Beispiele?

Wie der DJV zum Beispiel im ersten Absatz bei nur 60 Rudeln auf die Zahl von 800 Wölfen kommt, bleibt schleierhaft. Zur Begründung heißt es: „…auf Grund bekannter Mittelwerte von Rudelzusammensetzung und –stärke…“. Ähnliche Formulierungen führten auch bereits früher schon zu Rückfragen (hier!) und schon da zeigte sich, dass die Berechnungsgrundlage selbst beim DJV offenbar kaum einer kennt. Deshalb müsste es richtigerweise heißen: „…aufgrund unserer Schätzungen…“.

Im zweiten Absatz liest man von Nutztierübergriffen, die rasant zugenommen hätten und wählt als Beispiel die 30 Fälle aus dem Jahr 2007, um diese mit den etwa 300 Fällen in 2016 zu vergleichen. Im Jahr 2007 wurden dabei etwa 100 Nutztiere verletzt, 2016 etwa 1.000.

Was der DJV als relevante Information allerdings verschweigt, ist der Umstand, dass sich die Zahl der Wölfe in diesem Zeitraum ebenso verzehnfacht hat.

Am Ende bedeutet allein das nichts anderes, als dass das Niveau der Übergriffe statistisch gesehen unverändert geblieben ist. Es gab nur eine größere räumliche Ausdehnung der Übergriffe. Berücksichtigt man zudem, dass bei etwa 90 % der Übergriffe die betroffenen Nutztiere nicht mal mit dem empfohlenen „Grundschutz“ vor Wölfen geschützt waren, weist genau das auf den eigentlichen Kern der Problematik hin: Dem vom DJV (weitgehend) ignorierten Herdenschutz!

Die Stelle, an der das selbstausgedachte Frage- und Antwortspiel des DJV dann völlig ins Absurde abdriftet, folgt dann schließlich auf dem Fuße. Die beim DJV organisierte Jägerschaft möchte der Öffentlichkeit tatsächlich weismachen, es bestünde kein Unterschied darin, ob ein Tier eingesperrt und an der Flucht gehindert werden soll, oder vergrämt wird, indem ihm der Zugang zur möglichen Nahrung einfach aber wirksam verleidet wird.

Analog zu dieser DJV- Logik müssten wir auch unsere privaten Gemächer grundsätzlich mit Zäunen vor ungebetenen Gästen schützen, die denen der besten Gefängniseinrichtungen gleichen dürften. Willkommen in Absurdistan. Oder in der Manege, durch die man Sie gerade am Nasenring zu führen versucht.

Auf diesem Argumentationsniveau geht es in dem selbstkonstruierten Frage- und Antwortspiel der Jäger weiter. Ein gutes Dutzend weitere Einwände wären meinerseits noch im weiteren Verlauf des Textes möglich gewesen.

Ich frage mich allerdings jedes Mal von neuem: Warum soll ich mir eigentlich die Mühe machen, jeden einzelnen vorgebrachten Punkt dort wo es nötig erscheint zu entkräften, wenn der DJV offensichtlich sowieso nur das Ziel verfolgt, sich die Wahrheit nach Gutdünken zurechtzubiegen, um endlich Wölfe jagen zu dürfen?

Für weitere DJV- Behauptungen wie: „perspektivisch wird man in Deutschland allerdings nicht um eine regelmäßige Entnahme von Wölfen herumkommen, egal ob Jagdrecht oder Naturschutzrecht“, oder: „wirksame und durchführbare Schutzlösungen für Deiche und die Alpengebiete gebe es derzeit noch nicht“, gibt es außerdem nicht mal im Ansatz stichhaltige Beweise! Im Gegenteil!

Dieser Jagdverband präsentiert sich als Teil einer zurechtgebogenen Lösung und wird dadurch zum Problem. Ein Trauerspiel….

Just my two cents…

Jürgen Vogler


Quelle: Jagdverband.de am 19.10.2018: “Umgang mit dem Wolf soll sich ändern“, hier der Link!