Was für eine Aufregung gestern! Ein Wolf sollte – so berichtete es eine Zeitung aus Lüneburg – an einem Jogger geknabbert haben. Selten wurde in den sozialen Medien nach einer Nachricht eine so engagierte Diskussion geführt. Auch meine eigene Stellungnahme dazu wurde so häufig kommentiert, wie selten.
Mein Telefon stand kaum still, ich erhielt über 200 E-Mails und in den sozialen Medien wurde der Vorfall unablässig bis in den späten Abend hinein kommentiert. Auch heute setzt sich die Diskussion noch fort.
Nicht immer freundlich waren die Kommentare zu meinem Beitrag, hatte ich den Vorfall doch – unter dem Vorbehalt, dass diese Geschichte überhaupt wahr ist- mit einer roten Ampel versehen. Einige zeigten mir deshalb auch ihre rote Karte. Für was eigentlich? Letztlich für nichts!
Vielen Lesern war schnell klar, dass die Geschichte des Wolfsberaters irgendwie merkwürdig klingt. Schnell überwog die allgemeine Skepsis und abends dann gab es endlich die erwartete öffentliche Stellungnahme. Nein, eigentlich zwei.
Die niedersächsische Staatsekretärin Almut Kottwitz und der NLWKN-Sprecher Achim Stolz verkündeten zeitnah die Ermittlungsergebnisse ihrer Häuser, die davon ausgehen, dass es Hunde gewesen sein müssen, die an dem Jogger knabberten.
Verloren haben dabei letztlich alle: Der Wolfsberater und auch der unbekannte Jogger an Glaubwürdigkeit und die öffentlichen Stellen, weil ihnen zwischenzeitlich (nicht zum ersten Mal) vorgeworfen wurde, zu nachlässig gehandelt zu haben.
Am Ende aber haben wieder einmal besonders die Wölfe verloren, weil ihnen erneut etwas unterstellt wurde, was bisher einmalig in Deutschland gewesen wäre: Eine aggressive Annäherung an einem Menschen.
Gibt es zum Schluss eigentlich einen Gewinner bei diesem ganzen Tohuwabohu? Gewonnen haben am Ende wohl allein der Wolfsberater…an Bekanntheit und die Landeszeitung Lüneburg – an Zitaten!
Persönliche Grenzen !
Allen, denen die Intention meines Blogs nach wie vor unklar ist, sollten spätestens gestern bemerkt haben, wo – bei aller Aufgeschlossenheit den Beutegreifen gegenüber – auch meine persönlichen Grenzen überschritten werden.
Ich bin nicht bereit, die Gefährdung eines Menschen durch Wölfe auch nur annähernd zu akzeptieren. Ich bin im gleichen Atemzug überzeugt davon, dass – wenn überhaupt – unter hunderten oder tausenden Wölfen nur vereinzelt einmal einer „aus der Reihe tanzen“ und für Menschen gefährlich werden könnte.
Ansonsten leitet mich bei dem, was ich hier tue, die Überzeugung, dass es Möglichkeiten gibt, diese Einzelfälle frühzeitig zu erkennen …(so schwer das auch sein mag, wenn man sich dabei überwiegend auf die aktuelle Presseberichterstattung abstützen muss).
Nur deshalb habe ich diese – nicht unumstrittene – „Wolfsampel“ ersonnen, die als unverbindlicher Diskussionsvorschlag auf der Basis zweier Studien auf ein solches Gefährdungspotenzial hinweisen und möglichen Handlungsbedarf aufzeigen soll. Nicht mehr und nicht weniger!
Den Vorwurf, die Ampel gestern zu frühzeitig auf „Rot“ geschaltet zu haben, mag man teilen, bei zu später Verwendung verfehlt so eine „Kommunikationshilfe“ jedoch jegliche Wirkung.
Ich habe sie übrigens gestern Abend noch auf „Grün“ geschaltet!
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler