Im Emsland haben nun die vier CDU-Politiker Bernd Carsten Hiebing (Haren), Franz-Josef Evers (Salzbergen), Heribert Kleene (Vrees) und Bernd van der Ahe (Lähden) ihre Position zum Wolf dargelegt. Kurzum: Sie fordern eine Bestandsobergrenze und die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht. Das meldete jetzt die Neue Osnabrücker Zeitung.
Das ist grundsätzlich nicht neu, weil diese Ansicht nicht untypisch für konservative Kreise in Deutschland ist und deshalb auch nicht weiter verwundert. Der geneigte Beobachter schaut allerdings auch darauf, mit welcher Begründung diese Forderung jeweils verbunden ist.
Zuerst finden wir – auch hier – das beliebte Spiel einiger Parteiprotagonisten mit der Angst. Schließlich steht die CDU wie keine andere Partei für Sicherheit: Der Wolf beängstige zum Teil ganze Dörfer durch sein scheuloses Verhalten, selbst Waldspaziergänge unterblieben deshalb bereits, so die Politiker.
Fakt ist: In den 21 Jahren, in denen Wölfe nun wieder in Deutschland leben, gab es keinen einzigen nachweisbaren Übergriff auf einen Menschen. Allerdings eine geschätzt dreistellige Zahl an tödlichen Jagdunfällen.
Fazit: Halbwegs erwachsene Menschen sollten ernsthafte Gefahren schon einigermaßen realistisch einschätzen können. Und im Wald ist es tatsächlich nicht immer ungefährlich…
Ferner gefährde der Wolf die Weidetierhaltung, so der Salzbergener Franz-Josef Evers.
Fakt ist: Davon kann überhaupt keine Rede sein. Er benachteiligt zwar die „Herdenschutzamateure“ im Vergleich zu den „Herdenschutzprofis, diejenigen, die sich jedoch auf die neue Situation angemessen einstellen, haben zumeist kaum Probleme.
Fazit: Wer glaubt, gleich die ganze Weidehaltung sei durch den Wolf gefährdet, steht eindeutig im Verdacht, ideologisch eingefärbte Phrasen zu dreschen statt zu wissen, wovon er eigentlich redet. Es bestehen zahlreiche Gelegenheiten, sich leicht vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Wenn man es denn will. Empfohlen sei zum Beispiel wahlweise ein Gespräch mit dem Bundesverband Berufsschäfer, dem Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg, der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde oder dem Verein für Arbeitende Herdenschutzhunde. Um nur einige zu nennen.
Der Bürgermeister der emsländischen Gemeinde Vrees behauptet überdies, ein Wolf hätte zuletzt in der Gemeinde in mehreren Übergriffen 40 Schafe einer Herde getötet, die nach dem in Niedersachsen geforderten Standard geschützt gewesen waren.
Fakt ist: Davon ist nichts in den offiziellen Risslisten des Landes zu finden. In seiner Gemeinde gab es zwar sechs verzeichnete Nutztierrisse im bisherigen Verlauf des Jahres. Einer umfasste sogar 13 getötete Schafe, aber nur eine der betroffenen Herden verfügte nachweisbar über den vorausgesetzten Mindestschutz gegen Wölfe.
Fazit: Finde den Fehler…
CDU-Landespolitiker Bernd Carsten Hiebing glaubt zudem, die europäische Population sei „groß genug und mit anderen europäischen Populationen vernetzt. Es gebe daher keinen Grund mehr für einen so strengen Schutz auf Kosten der Weidetierhalter.“
Fakt ist: Es gibt messbare wissenschaftliche Kriterien, die diese Ansicht mitnichten stützen sowie ein entsprechend aufwändiges Monitoring. Das Ganze wird sogar von der EU überwacht. Ein Blick auf eine beliebige europäische Karte, auf der die Wolfsterritorien verzeichnet sind, macht darüber hinaus jedem der will deutlich, dass Mitteleuropa in weiten Teilen auch heute noch nur sporadisch mit Wölfen besetzt ist.
Fazit: Fast immer wenn Politiker in dieser Sache eher stümperhafte Parolen und Glaubensbekenntnisse verbreiteten, statt seriöse Fakten zu liefern, litten in der Vergangenheit weniger die Wölfe darunter als das Image genau der Politiker, die des Flachsinns überführt wurden.
Das Blöde ist nur: In weiten Teilen des Emslandes werden die Bewohner – was die Regionalzeitung betrifft – seit Jahrzehnten quasi nur „einseitig medial beatmet“, weil Wettbewerb vor Ort fehlt. Auf nicht wenige Leser werden die Aussagen dieser Politiker deshalb trotzdem indoktrinierend wirken.
Wer sich allerdings ernsthaft und weniger oberflächlich mit der Materie beschäftigt, weiß, dass es ziemlich egal ist, ob sich nur ein oder gleich mehrere Wölfe in einer Region aufhalten. Um einen geeigneten Herdenschutz kommt man als Nutztierhalter in Wolfsregionen sowieso nicht umhin. Soviel zur Bestandsobergrenze.
Und: Wer Wölfe wirklich bejagen lassen will hat offenbar ebenso nicht verstanden, dass der Abschuss des falschen Wolfes (eines Elterntiers) nicht selten dazu führt, dass sich die Nutztierschäden sogar noch vergrößern. Soviel zur Bejagung.
47 % der Deutschen, so die R+V-Versicherung, haben übrigens Angst vor überforderten Politikern.
Wenn diese also schon derart in einem Bereich scheitern, in dem man sich selber einigermaßen auszukennen glaubt, möchte man sich nicht ausmalen, was sie in anderen Themenbereichen so treiben…
Just my two cents…
Quelle: noz.de am 4.12.2019: „CDU im Emsland will den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen“, abgerufen am 4.12.2019, hier der Link!
(Anmerkung: Für die Richtigkeit der Angaben und Inhalte der genannten Quellen wird keinerlei Gewähr übernommen)