Liest man sich das Interview durch, das die Verursacherin der Regierungskrise in Niedersachsen, Elke Twesten, jetzt der „Hannoverschen Allgemeinen (HAZ)“ exklusiv zur Begründung ihres Verhaltens gab, stellt man erstaunt fest, dass offensichtlich auch der Umgang des Umweltministeriums mit dem Wolf zur Entscheidung der Landtagsabgeordneten beigetragen haben soll, die eigene Partei zu verlassen und zur Opposition „überzulaufen“.
Auf die Frage von HAZ-Redakteur Michael B. Berger, was ihr eigentlich beim Kurs der rot-grünen Landesregierung nicht gepasst habe, antwortete Twesten:
„Nehmen Sie das Thema Wolf. Da gibt es hier, in einem ländlich geprägten Raum eine hohe Sensibilität der Menschen, vor allem der Tierhalter. Ich habe Stefan Wenzel schon vor über einem Jahr gesagt, dass wir zu dem Zeitpunkt schon ganz anders hätten reagieren müssen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich mit meinen Anliegen in der Fraktion durchgedrungen bin. Auch beim Thema Infrastruktur und Landesraumordnungsprogramm, Stichworte Moor, Gewerbeansiedlung und Trinkwasserschutz war das so.
Dazu kam meine inszenierte Abwahl bei der KandidatInnenaufstellung und die mangelnde Unterstützung der Landespartei und Teilen der Fraktion. Das hat mich schwer verletzt. Man hat mir in der Fraktion auch zunehmend den Eindruck vermittelt, ein politischer Störfaktor zu sein. Das setzt einem zu und irgendwann kommt es zu einem Vertrauensbruch.“ (*1)
Glaubt man allerdings der Nordwestzeitung-Online (NWZ-Online), so verdichten sich die Anzeichen dafür, dass Twesten weniger durch die Wölfe als vielmehr durch „ein unmoralisches Angebot der CDU“ zum Überlaufen bewegt wurde. Zumindest scheint sie das persönlich gegenüber Helge Limburg (Parlamentarischer Geschäftsführer der niedersächsischen Grünen-Fraktion) als auch gegenüber dem früheren Landtagspräsidenten Rolf Wernstedt geäußert zu haben. (*2)
Hintergrund: Der angekündigte Wechsel der „Listenabgeordneten“ Elke Twesten von den Grünen zur Oppositionspartei CDU fünf Monate vor der Landtagswahl löste am Wochenende in Niedersachsen ein mittleres politisches Beben aus, weil die Regierungskoalition dadurch ihre Einstimmenmehrheit verliert. In Medienberichten wird bereits über vorgezogene Neuwahlen entweder zeitgleich mit der Bundestagswahl im September oder alternativ im Oktober, bzw. November spekuliert.
Seriös wäre es gewesen, so Medienkommentare, Twesten hätte ihr Mandat „geräuschlos“ zurückgegeben oder mit ihrem Parteiwechsel bis zu den Neuwahlen im Januar 2018 gewartet.
Eine schnelle Recherche im Netz zu der Frage, ob sich Twesten bisher überhaupt öffentlich über den aus ihrer Sicht fragwürdigen Umgang mit den Wölfen in Niedersachsen geäußert hat, führte zu keinem Ergebnis.
P.S. „Die Meinung, daß unmoralische Menschen außerordentliche Hilfsquellen in ihrem Verstand besitzen, ist ein großer Irrtum. Durch Leidenschaft entstandene Fehler deuten ziemlich oft ausgezeichnete Fähigkeiten an; aber die Verdorbenheit und die Intrige gehören einer Art Mittelmäßigkeit an, die nur an sich selbst zu denken erlaubt.“
Anne Louise Germaine de Staël, (1766 – 1817), französische Schriftstellerin
Quellen:
(*1) Hannoversche Allgemeine, www.haz.de, Exklusivinterview von Michael B. Berger mit Elke Twesten: „Interview zur Regierungskrise Twesten: „Sie haben meine Signale überhört“, vom 5.8.2017, abgerufen am 6.8.2017, hier der Link!
(*2) NWZ-Online, www.nwz-online.de, Artikel von Gunars Reichenbach am 6.8.2017: „Hinweise auf „unmoralisches Angebot“ der CDU verdichten sich“, abgerufen am 6.8.2017, hier der Link!
Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com
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