Mein Name ist Sven de Vries. Ich betreue zur Zeit 650 Mutterschafe am Südostrand der schwäbischen Alb und verfolge berufsbedingt schon lange die Diskussionen rund um und das Vordringen der Wölfe in Deutschland. Ich versuche zur Zeit mit einer an den Bundestag gerichteten Petition eine Änderung der Tierschutzhundeverordnung (TierSchutzHuV) voranzutreiben, die es uns bisher vielerorts unmöglich macht, Herdenschutzhunde zum Schutz unserer Schafe einzusetzen, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen. (Anm.d.R.: Hier der Link zur Petition!)
Grundsätzlich bin ich dem Thema Wolf eher neutral gegenüber eingestellt, aber sein Vordringen und die zahlreichen Berichte über gerissene Schafe, haben in mir auch die Angst genährt, meine Schafe könnten eines Tages auch davon betroffen sein.
Ich bin mit meinen Schafen auf der Wanderung und sperre sie bald jede Nacht an einem anderem Ort in mobilen Elektrozäunen ein. Zwar gibt es viele Versuche, allein mit mobilen Zäunen eine relativ sichere Umzäunung zu erreichen, aber im Allgemeinen ist man sich einig, dass die Kombination von Herdenschutzhunden mit den Zäunen die sicherste Methode ist.
Es liegt in meiner ureigensten Verantwortung, die Schafe, die bei uns bleiben können und nicht geschlachtet werden, zu schützen und sie vor Unheil und Krankheit zu bewahren. Eine Herde vertraut ihrem Schäfer, folgt ihm auch durch schwieriges Gelände, durch den Straßenverkehr und akzeptiert mich als Teil der Herde.
Dieser Verantwortung und diesem Anspruch möchte ich nachkommen und bin in Sorge, das auch leisten zu können. Während Wildtiere vor dem Wolf fliehen oder sich verstecken können, präsentiere ich mit meinem Pferch eine hübsch zusammengestellte Herde, mehr oder minder schutzlos.
Dabei geht es nicht allein um eventuell gerissene Schafe, sondern auch darum, dass Schafe sehr empfindsame und ängstliche Tiere sind. Ein Übergriff ängstigt eine Herde oft über Monate und ich habe weder die Kraft, noch das nötige Personal, mich auch noch nachts zu den Schafen zu stellen, um sie vor Angriffen zu schützen oder eine stark verängstigte und misstrauische Herde durch die Unwegbarkeiten unserer heutigen Kulturlandschaften zu führen.
Herdenschutzhunde können die Aufgabe des Schutzes meiner Schafe übernehmen und eben genau für diese Aufgabe werden sie auch seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden gezüchtet.
Die Tierschutzhundeverordnung schreibt eine Hundehütte vor und verbietet eine elektrifizierte Umzäunung. Ohne Strom bietet der Zaun aber keinen Schutz vor dem Ausbruch meiner Schafe mehr und hindert den Wolf auch nicht länger am Überspringen.
Als Wanderschäfer täglich 3-4 genügend große Hundehütten mitzuführen und sie auch in schwierigem Gelände aufzustellen, halte ich einfach praktisch für unmöglich. Zudem zeigen Erfahrungen aus der Schweiz, dass Herdenschutzhunde diese Hütten zur besseren Übersicht gar nicht nutzen.
Es sollte aus meiner Sicht in jedem Fall möglich sein, geschulten Schäfern Herdenschutzhunde an die Hand zu geben, um ihre Herden zu schützen.
Die entstandene Diskussion (z.B. hier!) kann ich nicht so recht verstehen und in fast allen Argumentationen fehlen mir auch völlig die Bedürfnisse unserer Schafe und die Verhältnismäßigkeiten.
Durch unsere Schafe erhalten wir auch den bevorzugten Lebensraum der Wölfe, wir schaffen und erhalten kleinere und größere Naturparadiese und wenn wir den Wolf in diesen Gegenden akzeptieren sollen, muss man uns auch erlauben, unsere Herden zu schützen.
Angemessen zu schützen. So zu schützen, dass wir und unsere Schafe nachts auch schlafen können und nicht ständig einen Angriff befürchten müssen.
Bald 100.000 Menschen waren bereit, sich für Wolf Pumpak einzusetzen und ich finde, der Schutz unserer Schafe sollte den vielen Befürwortern der Wölfe in Deutschland ebenso eine Unterschrift wert sein.
Wir brauchen jetzt auch eure Unterstützung und keine weiteren Grabenkämpfe, die am Ende weder der einen noch der anderen Seite weiterhelfen.
Besten Dank!
Sven de Vries
(Link für weitere Informationen zur Petition: http://www.hshpetition.de und ein Direktlink zur Bundestags-Petition!)
Quellenhinweis: Das Beitragsfoto, das den Wanderschäfer und Autor dieses Beitrags zeigt, stammt von Helge Gaudlitz. Vielen Dank dafür!
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