Nachdem auf Wunsch der Umweltminister der Länder im Jahr 2016 ein auf drei Jahre angelegtes Forschungs- und Entwicklungsvorhaben des Bundesamtes für Naturschutz begonnen und mit dem Projekt „Betrieb der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW)“ zuletzt bis 2025 verlängert wurde, hat nun das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter Julia Klöckner das neu gegründete „Bundeszentrum Weidetiere und Wolf“ als Teil der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Eberswalde (Brandenburg) eröffnet, um den Konflikt zwischen Weidetierhaltung und Wolf zu entschärfen.
An das neue Zentrum, das in den Jahren 2021 und 2022 mit jeweils 300 000 Euro gefördert werden wird, sollen sich Weidetierhalter direkt mit ihren Fragen wenden können.
Auffällig ist allerdings, dass als wesentliche Aufgabe dieses Zentrums der Punkt „Strategische Überlegungen zur Regulierung des Wolfes aus Sicht der Weidetierhaltung“ erst nachträglich in der Pressemeldung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ergänzt wurde, nachdem die Medienkampagne zur Eröffnung des Zentrums bereits vollzogen war (Quelle: hier!).
Wollte man vielleicht die zahlreichen Umwelt-, Natur- und Wolfsschützer im „Superwahljahr“ nicht zu sehr verschrecken und spontane kritische Fragen der Medien bei der Eröffnung des Zentrums auf diesem Weg eventuell vermeiden? Das wäre zumindest eine plausible Erklärung für diesen Fauxpas.
Als sonstige Aufgaben des neuen Zentrums werden unter anderem genannt:
- Erstellung einer jährlichen, länderübergreifenden Übersicht der angewandten Herdenschutzmaßnahmen (Zaun, Herdenschutzhunde) insbesondere in Wolfsgebieten, einschließlich der Erfassung der bei diesen Maßnahmen dennoch stattgefundenen Übergriffe – mit Ursachenforschung.
- Optimierung von angewandten Schutzmaßnahmen unter anderem durch Rückkopplung mit Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft, betroffenen Praktikern und Verbänden.
- Entwicklung neuer Forschungsprojekte zu Herdenschutzmaßnahmen, auch unter Nutzung der Digitalisierung.
- Optimierung von Abläufen nach einem Wolfsübergriff sowie Verbesserung der Verfahren der Entschädigungspraxis in Zusammenarbeit mit den Ländern.
- Klärung von Finanzierungsfragen des Herdenschutzes.
- Förderung des Dialogs zwischen Weidetierhaltern, den Verbänden des Naturschutzes und der Öffentlichkeit.
Warum mit der neuen Einrichtung neben der DBBW nun quasi eine öffentlich finanzierte „Doppelstruktur“ geschaffen wurde, lässt sich den veröffentlichten Pressemeldungen nicht entnehmen und deshalb nur erraten.