Die Kritik nach den Abschüssen zweier Wolfswelpen in Niedersachsen ist noch nicht verklungen, schon erreicht uns die Meldung vom nächsten Opfer der umstrittenen Wolfspolitik des niedersächsischen Umweltministers Olaf Lies. Im Kreis Nienburg wurde in der Nacht zum 7. April eine junge Wölfin erschossen. Erste Erkenntnisse weisen auf ein bis zwei Jahre altes weibliches Tier hin.
Das Umweltministerium selber spricht von einem Vollzug im Rahmen der aktuell geltenden Ausnahmegenehmigung für einen Wolf des Rodewalder Rudels, der durch die von der geltenden Rechtslage nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 45a) vollumfänglich gedeckt sei.
Für den Fall, dass ein anderer Wolf als der eigentlich zum Abschuss freigegebene Leitwolf des Rudels (GW717m) entnommen werde, sehe die umstrittene Genehmigung zudem vor, dass sukzessive jeweils ein weiteres Mitglied des Rudels bis zum Ausbleiben der Schäden, bzw. bis zum Abschuss von GW717m entnommen werden könne.
Umweltverbände und Aktionisten bezweifeln, dass diese Vorgehensweise dem EU-Artenschutzrecht entspricht.
Als Argument wird seitens des Umweltministeriums angeführt, dass bis zum Zeitpunkt der Genehmigungserteilung durch das Rodewalder Rudel insgesamt 82 Schafe, 2 Ziegen, 1 Alpaka, 3 Ponys, 2 Pferde, 17 Kälber und 5 Rinder zu Schaden gekommen sind. Unklar bleibt jedoch, ob und wie diese Tiere eigentlich geschützt waren.
Den Kostenaufwand, den das Umweltministerium für die umstrittene Jagd überschlägig beziffert, liegt bis dato offenbar bei 1,25 Mio. Euro. Ein Großteil davon dürfte auf das umstrittene und lange erfolglose Nachstellen entfallen sein.
Das Umweltministerium steht aufgrund seiner Wolfspolitik bereits seit Längerem unter wachsender Kritik. Die Grünen in Niedersachsen z.B. nannten die kürzlich erschossenen Welpen „Bauernopfer“, mehrere Anzeigen wurden bereits von verschiedener Seite erstattet.
Für Wolfsmonitor stellt sich im konkreten Fall die Frage, wie das sichere „Ansprechen“ eines Wolfes vor dem Abschuss in der Nacht überhaupt möglich sein soll. Nicht wenige „Experten“ haben ja sogar am hellichten Tag Schwierigkeiten, Jungwöfe von Altwölfen zu unterscheiden. Ob es darüber jemals Aufschluss geben wird?
(Quellen: Div. Medienmeldungen und Umweltministerium Niedersachsen vom 7.4.2021)