Eigentlich wollte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) heute ein neues Handlungskonzept zum Umgang mit verhaltensauffälligen Wölfen vorlegen – als Hilfestellung für die Behörden in den Ländern. Doch daraus wurde nichts, es gab politischen Widerstand.
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) hatte offenbar erklärt, er halte es für „nicht förderlich“, die Minister der Bundesländer vor dem Hintergrund der Umweltministerkonferenz in der nächsten Woche vor vollendete Tatsachen zu stellen. (*1)
Teile des neuen Konzepts wurden dennoch bekannt, weil sie bereits in einer Zeitschrift des Bundesamtes für Naturschutz BfN zu finden sind.
Diese bereits veröffentlichten Teile nannte das Präsidiumsmitglied des Deutschen Jagdverbandes, Helmut Dammann-Tamke (DJV-Lobbyist und CDU-Landespolitiker in Niedersachsen), „theoretisch und verharmlosend“. Er forderte „praktikable und lösungsorientierte Maßnahmen“ für den Umgang mit dem Wolf.
„Die Finnen reagieren auf Nahkontakte viel offensiver, Problemwölfe werden erlegt“, so Dammann-Tamke. Gut informierte Wolfskenner sehen allerdings weder das hier beschworene Finnland noch andere skandinavische Länder als wirklich vorbildlich im Management von Wölfen, was zeigt, auf welch fragwürdiger Basis manche diskutieren. (*2)
Passende Stellungnahmen ließen dementsprechend auch nicht lange auf sich warten. Der NABU beispielsweise zeigte sich verwundert über die Backhaus-Kritik. „Es sei nicht nachvollziehbar, warum ein Agrarminister versuche, von Experten erhobene Zahlen zu einem wichtigen Thema zurückzuhalten. Das käme einem Maulkorb gleich.“
Außerdem begrüßte der Naturschutzbund das vom BfN geplante Handlungskonzept „Empfehlungen für den Umgang mit auffälligen Wölfen“, das in den besagten Auszügen bekannt ist.
Die Kritik des Deutschen Jagdverbandes daran ist für den NABU nicht nachvollziehbar. Das Handlungskonzept komme genau zur rechten Zeit und sei ein wichtiger Baustein, um das Zusammenleben von Mensch und Wolf möglichst konfliktarm zu gestalten.
Es zeige exemplarisch, was als auffälliges Verhalten beim Wolf zu betrachten sei und was nicht und welche Handlungskaskaden folgen müssten. (*3)
Der WWF sprach sogar von „politischen Ränkespielen“ und davon, dass man gerade „Zeuge eines Politikzirkus rund um den Wolf“ werde. Wenn man jetzt fordere, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, entfache das eine fahrlässige Scheindebatte.
Durch den Wolf im Jagdrecht werde keine einzige Schafsherde besser geschützt. Überdies weise der Wolf in Deutschland noch immer eine insgesamt ungünstige Erhaltungssituation auf. Damit habe die Tierart, genauso wie Kraniche oder Uhu, nichts im Jagdrecht verloren. (*4)
Quellen (alle vom und abgerufen am 8.11.2017):
(*1) Spiegel Online: „Jagdverband nennt Umgang mit Wölfen naiv“, hier der Link!
(*2) Deutscher Jagdverband: „BfN: Wolf hat keine Scheu vor Menschen“, hier der Link!
(*3) NABU: „NABU verwundert über Backhaus-Kritik zur Veröffentlichung von Wolfszahlen“, hier der Link!
(*4) WWF Deutschland: „Politische Ränkespiele um den Wolf“, hier der Link!
Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com
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