Im Moment wirkt es nach außen so, als würde das niedersächsische Umweltministerium im Fall der Wölfe bei Cuxhaven bewusst intransparent agieren. Umweltminister Olaf Lies (SPD) verzichtete nämlich in einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag darauf, die maßgeblichen Fakten zu benennen, die ihn offenbar dazu veranlasst haben, gleich ein ganzes Wolfsrudel besendern lassen zu wollen.
Es sei „in den letzten Wochen vermehrt zu Nutztierrissen im Landkreis Cuxhaven gekommen“, ist dort zu lesen. Acht Nutztierschadensfälle soll es sogar in den letzten Tagen gegeben haben, so die Pressemeldung. (*1)
Diese Informationen mögen zwar grundsätzlich bitter sein, andererseits lassen sie aber keinerlei Rückschlüsse in Bezug auf den Kern des gesamten Wolfsmanagements in Deutschland zu, nämlich auf die Frage in wie weit die betroffenen Nutztiere eigentlich real geschützt waren. Grundschutz? Keinen Schutz? Keine Ahnung!
Diese zentralen Infos, um den Fall überhaupt von außen beurteilen zu können, fehlen in der Pressemitteilung. Sollen vielleicht auch fehlen. Ebenso wie die Auskunft, wer den Minister vor dieser Entscheidung beraten hat.
Sein Vorgänger, Stefan Wenzel, pflegte sowohl die maßgeblichen Verbände als auch den Arbeitskreis Wolf entscheidungsvorbereitend mit einzubeziehen. Und ließ das auch die Öffentlichkeit wissen.
Wenig hilfreich erscheint es außerdem, wenn es in der Meldung heißt, man habe … „in der Region intensiv dafür geworben, die Weidetierbestände mit wolfsabweisenden Zäunen zu sichern.“
Aha, geworben also. Und mit welchem Erfolg? Wie viele der betroffenen Nutztierhalter waren diesen Aufforderungen am Ende tatsächlich gefolgt? So viele wie bei der letzten Bundestagswahl den Offerten der SPD???
Nun soll also die Besenderung der Wölfe erfolgen, was an und für sich schon schwer genug sein dürfte. Vor allem, wenn man offenbar selbst im Ministerium darüber rätselt, wie viele Wölfe es eigentlich im Landkreis Cuxhaven überhaupt (noch) gibt.
Das Muttertier wurde im September 2016 illegal erschossen, das Vatertier ist seit Oktober 2016 spurlos verschwunden. Ein Nachkomme der beiden wurde im Oktober 2017 im Ammerland ebenfalls illegal getötet und im Dezember 2017 fiel ein weiteres Tier des Rudels einem Verkehrsunfall zum Opfer. Bereits im Frühjahr desselben Jahres wurde ein weiterer Wolf des Rudels auf einer Autobahn in den Niederlanden überfahren.
Wenn es allerdings eines Beweises bedarf, dass die durch den Tod der Wolfseltern „führungslos“ gewordenen Jungtiere mehr Schaden anrichten als in stabilen Rudeln, dann findet man ihn vermutlich dennoch im Landkreis Cuxhaven.
Am Ende gibt es in der Wolfsmanagement – es wird hoffentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis sich diese Erkenntnis jenseits aller politischen „Ränkespielchen“ in der Allgemeinheit durchsetzt – keinen anderen Königsweg als den des konsequenten Herdenschutzes. Je länger man darüber nachdenkt, desto deutlicher und unzweifelhafter reift diese Erkenntnis.
Minister Lies scheint davon allerdings noch weit entfernt. So wirkt es zumindest nach außen. Sollten am Ende aufgrund der jetzt eingeleiteten Maßnahmen des Ministers nämlich tatsächlich Wölfe erschossen werden, so dürften sich vor allen zwei Seiten die Hände reiben: die illegalen Wolfsschützen, die offensichtlich von Anfang an nichts anderes im Schilde führten und einschlägige Teile der CDU, die sich – ob derartiger „Schützenhilfe“ – ins Fäustchen lachen dürften. Für sie erweist sich der Koalitionspartner damit ein weiteres Mal als Steigbügelhalter der eigenen Interessen.
Minister Lies selbst stünde am Ende nach seinen Affären als Wirtschaftsminister in Niedersachsen (VW-Affäre, Vergabe-Affäre) vermutlich erneut als handlungsbemühter, aber unglücklich agierender Politiker da.
Zumindest bei denen, die laut einer vor wenigen Wochen durchgeführten Forsa-Umfrage Wölfe im Lande selbst dann befürworten, wenn es zu Problemen kommt. Das sind immerhin 78 Prozent!
Das sind jedoch alles nur Spekulationen. Spekulationen, die entstehen, weil Informationen fehlen….
Just my two Cents…
Jürgen Vogler
Quelle: (*1) umwelt.niedersachsen.de am 18.5.2018: „Umweltminister Lies: Cuxhavener Wolfsrudel wird besendert“ – Pressemitteilung Nr. 62/2018, abgerufen am 19.5.2018, hier der Link!
Hinweis: Zurzeit gibt es Einschränkungen in der Nutzung von Wolfsmonitor durch die Anpassung der Seite an die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Wir bitten diese zu entschuldigen.