Übergabe von über 70.000 Unterschriften an Minister Wenzel zur „Rettung“ der Goldenstedter Wölfin – Wolfsmonitor

Übergabe von über 70.000 Unterschriften an Minister Wenzel zur „Rettung“ der Goldenstedter Wölfin

Heute Nachmittag übergibt Jan Olsson aus dem Landkreis Vechta über 70.000 Unterschriften an den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel. Die Stimmen wurden in den letzten Wochen über eine Petitionsplattform im Internet unter dem Motto „Rettet den Wolf im Goldenstedter Moor in Vechta vor dem Abschuss und helft eine sachliche Diskussion zu fördern!“ zusammengetragen (Wolfsmonitor berichtete).

Doch die Aktion findet nicht nur Beifall. Der renommierte Sachbuchautor und Korrespondent für Kultur und Gesellschaft der WeltN24 GmbH Eckhard Fuhr zum Beispiel, merkte kürzlich hier auf Wolfsmonitor an, dass er eine solche Unterschriftenaktion „dumm und schädlich“ findet (hier der Link!).

Seiner Ansicht nach mache man auf diese Weise ein Wolfsmanagement, das die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen muss, nahezu unmöglich. Wenn einzelne Wölfe eine „nachhaltige, extensive, naturnahe Landnutzung in einer für die Nutzer unzumutbaren Weise erschweren“, dürfe es kein „Wolfstötungstabu“ geben, so Fuhr.

Seine Begründung ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Erinnert man allerdings daran, dass gerade hinsichtlich der beiden zurzeit öffentlich breit diskutierten „auffälligen“ Wölfe in Goldenstedt und Munster auch in den Medien nicht immer emotionslos und sachlich berichtet und kommentiert wird, sind 70.000 Stimmen – auch wenn sie lange nicht alle aus Niedersachsen stammen mögen – dennoch ein unübersehbares Signal.

In den letzten Tagen war zu beobachten, dass zahlreiche Medien immer wieder die 6.700 Stimmen einer anderen Unterschriftenaktion gegen „die Tötung des „Problemwolfs Kurti“ in Munster“ aufgriffen. Das wird nun wohl künftig auch mit den über 70.000 eingesammelten Unterschriften Olssons geschehen.

Wir alle wissen: Das Schicksal der Wölfe in Deutschland wird – was die letztlich akzeptierte Anzahl und deren Ausbreitung betrifft – gesamtgesellschaftlich und nicht von einzelnen Interessensgruppen entschieden.

Diese jedoch – egal ob Wolfsgegner oder auch Befürworter – sind in der zumeist emotional gefärbten öffentlichen Diskussion maßgeblich tonangebend. Ihr Umgang miteinander ist dabei nicht immer fair.

Über 70.000 Wolfsfreunde haben dieser Diskussion nun ein starkes Argument hinzugefügt. Ich halte das für legitim. Auch und obwohl einzelne Punkte in der ursprünglichen Petitionsbegründung durchaus wahrnehmbare Schwächen vorweisen.

Ich glaube nicht, dass das Wolfsmanagement dadurch besonders leidet. Ich glaube eher, dass derartige Aktionen dazu beitragen können, dass die dafür Verantwortlichen sich künftig noch umsichtiger verhalten. Ein wenig Hoffnung schwingt dabei natürlich mit.

Vielleicht sehen sich die für das Wolfsmanagement politisch Verantwortlichen durch die Petition sogar dazu angehalten, noch ernsthafter über weitaus umfänglichere Unterstützungsleistungen für die betroffenen Nutztierhalter und insbesondere für die Hobby–Tierhalter nachzudenken. Gerade die extensive Weidewirtschaft braucht angemessene und funktionsfähige Lösungen. Ein Blick nach Sachsen wäre dabei zu empfehlen.

Einige Ausnahmewölfe mögen zwar tatsächlich kurzfristig die Akzeptanz in der Bevölkerung auf die Probe stellen, mittel- bis langfristig können aber genau diese Wölfe ebenso dafür sorgen, dass den Maßnahmenkatalogen und Richtlinien im Wolfsmanagement wertvolle Kapitel über wirksame Managementmethoden und Präventionsleistungen hinzugefügt werden.

Methoden, die erst entwickelt werden, weil einige Wölfe vermeintliche Probleme bereiten.

So gesehen, sind die beiden Ausnahmewölfe für mich wichtige „Lehrmeister“. Ihre „Entnahme“ wäre ein herber Verlust. Insbesondere hinsichtlich der wirksamen Managementmethoden, die sowieso über kurz oder lang geschaffen werden müssen. Aber nicht nur in dieser Hinsicht…

Just my 2 cents….

Herzlichst

Ihr

Jürgen Vogler

(Anmerkung vom 11.03.2016 um 18:05 Uhr: Hier der Link zur entsprechenden Meldung des niedersächsischen Umweltministeriums (Quelle: www.umwelt.niedersachsen.de)!