Emsland: Wolfsschutz soll wegen Erweiterung eines Wohngebietes abgesenkt werden – Wolfsmonitor

Emsland: Wolfsschutz soll wegen Erweiterung eines Wohngebietes abgesenkt werden

Nachdem mehrfach Wölfe in der Gemeinde Renkenberge (Samtgemeinde Lathen, Landkreis Emsland) gesichtet wurden, fordern Bürgermeister Heiner Bojer und Samtgemeindebürgermeister Helmut Wilkens (beide CDU) laut einer Meldung der Neuen Osnabrücker Zeitung nun den erleichterten Abschuss von Wölfen.

Ihr Hauptargument: Ein Wohngebiet soll bald in Richtung des Waldes „Wippinger Tannenkamp“, der offenbar zum Streifgebiet der Wölfe gehört, erweitert werden. Wie soll jungen Familien, die da hinziehen wollen, die Anwesenheit der Wölfe vermittelt werden, fragen sich die beiden. Schließlich sei es nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiere.

Ähnliche Argumente haben wir in den letzten Jahren bereits hundertfach gehört, Wolfsfreunde sprechen hier vom „Rotkäppchen-Syndrom“, denn – passiert ist in Deutschland bislang nichts. Und das, obwohl seit 1998 wieder Wölfe anwesend sind. Dass am Ende aber Standortmarketinggründe für die Aufweichung des Wolfsschutzes herangezogen werden, hört man eher selten.

Doch damit nicht genug: Die beiden Bürgermeister wendeten sich nun mit einem Brief an den Umweltminister Olaf Lies. Darin fordern sie, die Absenkung des Schutzstaus des Wolfes und in der Folge gezielte Entnahmen und Bestandsreduzierungen, weil… „mit der weiteren Annäherung an bewohnte Gebiete die Gefahr für  Leib und Leben der Menschen stetig zunehme“.

In dem Brief auch zu lesen: Beide halten sich für „natur- und umweltbewusste Jäger“.

Oder haben die beiden vielleicht auch nur Befürchtungen, dass die mit der Wohngebietserweiterung verbundene Umweltprüfung ergibt, dass die örtlichen Wolfsvorkommen das Bauvorhaben erschweren könnten, weil es sich quasi im Wohnzimmer dieser Wölfe befindet? Die angebliche Häufigkeit der Sichtungen könnte tatsächlich darauf hinweisen.

Kurzum: Es gibt keine offiziellen Zuständigkeiten von Lokalpolitikern beim Thema Wolf. Insofern erweckt das überbordende Engagement der beiden Lokalpolitiker Misstrauen, denn es gibt keinerlei Beleg dafür, dass für Leib und Leben der ansässigen Menschen tatsächlich irgendeine Gefahr besteht. Derartige wie die geschilderten Situationen gibt es jedes Jahr hundertfach, wenn nicht gar tausendfach in Deutschland. Und bisher galt: Es is noch immer jot jejange. Warum also Ängste schüren?

Und was das umstrittene, weil in weiten Teilen geheimgehaltene Wolfsabschussmanagement des angeschriebenen Umweltministers betrifft: Dagegen wurde Klage vor dem Staatsgerichtshof erhoben. Gegen die Änderungen der §§45 und 45a des Bundesnaturschutzgesetzes, die Wolfsabschüsse erleichtern, wurden außerdem Beschwerden bei der EU-Kommission eingereicht, in dessen Folge ein EU-Pilotverfahren gegen Deutschland eingeleitet wurde.

Bis die beiden CDU-Lokalpolitiker ihr herbeigesehntes Abschussziel umgesetzt sehen, dürfte also noch viel Wasser die Ems hinabfließen…

Herzlichst

Ihr

Jürgen Vogler