Ich lese gerne. Wer sich auf dieser Webseite einmal umschaut, wird vermutlich – soweit er selbst gern liest – bereits festgestellt haben, dass er unter der Rubrik „Bücher“ einiges über Wölfe findet, was er vielleicht selbst gerne einmal lesen möchte oder bereits gelesen hat.
Zurzeit jedoch beschäftigt mich ein Buch, in dem es vordergründig nicht um Wölfe, sondern um das naturgeschichtliche Artensterben geht. Die These des Buchs, und sie scheint mehr als bewiesen zu sein, lautet: Wir befinden uns mitten in der sechsten großen Sterbewelle der Arten. Weltweit. Das Besondere: Zum ersten Mal ist es der Mensch selbst, der dafür verantwortlich ist.
Ich lese das Buch „Das sechste Sterben“ von Elizabeth Kolbert (Einzelheiten finden Sie, wenn Sie auf das Buchmotiv in der rechten Seitenleiste klicken).
Ich habe zwar erst sechs von dreizehn Kapitel gelesen, bin jedoch mehr als beeindruckt davon, dass…
• …bereits heute die Kohlendioxidkonzentration in der Luft höher sein soll, als in den letzten Millionen Jahren,
• …dadurch der ph-Wert des Oberflächenwassers bereits um 30 % saurer ist als im Jahr 1800
• …und höchstwahrscheinlich der entscheidende „Kipp-Punkt“, bei dem das gesamte Ökosystem zusammenzubrechen beginnt, bis zum Jahr 2100 – also noch während der Lebensspanne unserer Enkel und Urenkel – erreicht sein wird.
Im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung, der sich dadurch beschleunigenden Informationen – aber auch „Desinformationen“ – und des „vollen Einsatzes jedes Einzelnen für den Job (24/7)“ geraten solche Untergangsbotschaften in unserer oberflächlichen Zeit leider schnell wieder aus dem Blickfeld. Wer beschäftigt sich schon gerne mit dem Unausweichlichen?
Ich kenne jedoch jemanden, bei dem hängt eine Postkarte an der Pinnwand, auf der steht: „Wir dachten, wir haben noch so viel Zeit!“. Das trifft es, so glaube ich, sehr gut.
Der Wolf galt in Deutschland über 100 Jahre lang als ausgestorben. Wird er in 100 Jahre wieder ausgestorben sein? Weltweit? Und wir mit ihm?
Ich habe erst sechs Kapitel dieses Buches gelesen. Sieben folgen noch. Gibt es am Ende Hoffnung, dass es anders kommt?
Elisabeth Kolbert erhielt für das Buch den „Pulitzer-Preis“, den wichtigsten Literaturpreis Amerikas. Zu Recht, wie ich finde!
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler