Am Sonntag, den 1. November 2015 fand im Emsland Moormuseum der Thementag „Der Wolf kommt – und nun?“ statt. Die Veranstaltung begann um 13:00 Uhr und endete nach vier Vorträgen und kontroverser Diskussion um 16:45 Uhr.
Etwa 80 interessierte Besucher fanden bei bestem Herbstwetter den Weg ins Emsland Moormuseum und erlebten eine fast vierstündige, kurzweilige Veranstaltung zur Rückkehr der Wölfe in unsere Landschaft und unser Leben. Wie ein roter Faden verwiesen die Fragen auf unsere (Ur)Ängste: Sind Wölfe für den Menschen gefährlich? Was passiert bei einer Begegnung in freier Natur? Wird meine Schafherde oder Kuhherde demnächst von umherziehenden Wölfen dezimiert? Sind meine Fohlen sicher? Ist eine Koexistenz Mensch-Wolf oder Landwirtschaft-Wolf in heutiger Zeit überhaupt denkbar und wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Die Presse gibt dieses uneinheitliche Bild schon lange wieder, nicht immer ohne die Bedenken noch zu verstärken: „Die Angst vor Wölfen“ hinterfragte Beckmann im ARD, „Hund in Wietze getötet, waren es Wölfe?“ die Neue Osnabrücker Zeitung, „Von Menschen und Wölfen: Kein Anlaß zur Panik“ die Deutsche Presseagentur, „Schaf in Vechta vermutlich von Wolf gerissen“ und „Wolf gefährlich für Pferde – Reiterverbände streiten sich!“ wieder die Osnabrücker Zeitung oder „Erster Wolf mit Peilsender ausgestattet“, dies eindeutig signalisierend Experten haben alles im Griff.
Aber haben wir wirklich alles im Griff? Der Frage näherten sich alle Experten in vier thematisch aufeinander aufbauenden Vorträgen.
Jürgen Borris, Naturfotograf, aus dem Solling, Vollmitglied und ehem. Präsident der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen setzt sich seit Jahren mit Wölfen in der freien Natur fotografisch auseinander. Viele Bilder zum Thema Wolf, ob in Tageszeitungen oder Magazinen, stammen aus seiner Kamera. Er berichtete über die langwierigen Versuche, ein sehr sehr scheues Tier überhaupt adäquat fotografisch zu dokumentieren.
Die Biologin Verena Harms, derzeit abgeordnet an das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, leitet mit zwei weiteren Kolleginnen das Wolfsmanagement in Niedersachsen im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz in Oldenburg. Sie ist quasi seit dem Startschuss dabei und berichtete aus erster Hand über das kontinuierliche Wolfsmonitoring und Wolfsmanagement in Niedersachsen.
Dr. Heinrich Dickerhoff, Pädagogischer Direktor der Katholischen Akademie Stapelfeld und langjähriger Vorsitzender der Europäischen Märchengesellschaft war wie kein Zweiter berufen über Urängste zu philosophieren, die in Märchen verarbeitet, von Generation zu Generation weitergeben wurden. Was passte besser zum Thema, wie die in hundert Varianten immer wieder und wieder erzählten Geschichten vom bösen Wolf der die sieben Geißlein, die Großmutter oder wahlweise auch Rotkäppchen verspreiste!
Hermann Fehnker, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland und einer der regionalen Wolfsberater erläuterte seine Arbeit. Er ist der Fachmann und somit die „beruhigende Stimme“ vor Ort, da wir, so das NLWKN – „verlernt haben mit dem Wolf unaufgeregt zu leben“. Anschaulich berichtete er über Wolfsbewegungen im Landkreis Emsland und über wolfsbedingte Tierverluste, erklärte wie diese analysiert und bewertet werden.
Eine lebhafte Diskussion schloss sich den Vorträgen an und zeigte eines: Die Wiedereinbürgerung des Wolfes in unser Lebensumfeld wird ein kontrovers diskutierter Vorgang bleiben. Ein Konsens zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Wiedereinbürgerung ist nicht in Sicht.
Veranstaltungsbilder:
(Textquelle: Emsland Moormuseum, Blog, hier der Link!)
(Bildquelle: Jürgen Vogler, Wolfsmonitor)