Kritik: MDR-Diskussion über die Rückkehr der Wölfe – Wolfsmonitor

Kritik: MDR-Diskussion über die Rückkehr der Wölfe

FAKT IST! …hieß die ausgestrahlte Sendung des MDR gestern Abend. Um die Rückkehr der Wölfe nach Sachsen-Anhalt ging es darin. Fakten waren allerdings kaum zu vernehmen. Zumindest weniger als sonst.

Stattdessen: Meinungen und Halbwahrheiten auf Stammtischniveau, nahezu keine Diskussionskultur, eine fragwürdige und unausgewogene Gästeauswahl und eine mit dem Thema inhaltlich überforderte Moderatorin.

Kurzum: Es war für mich die mit Abstand furchtbarste Fernsehsendung über Wölfe in Deutschland, die ich je gesehen habe!

Wenn ich mir einfach mal vorstelle, ich hätte bis dato noch nie etwas über heimische Wölfe gehört, dann hätte ich spätestens nach der Sendung den Eindruck gehabt, dass es sich beim angeblichen Wolfsproblem in erster Linie um ein Geldproblem handelt.

Der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes behauptete, dass die Forstwirtschaft für das, was sie für die Umwelt leiste, von keinerlei Förderung profitiere, ja verraten fühle er sich deshalb von der Politik.

Der Schäfer bemängelte, dass 15.000 Euro Maximalförderung nicht ausreichend seien (sein Vorwurf ging jedoch an die falsche Adresse) und der Professor monierte, dass zu viel Geld für Wölfe und zu wenig für andere Arten ausgegeben werde.

Dann noch ein enttäuschter Interviewgast, der keine öffentliche Entschädigung nach einem Wolfsübergriff erhielt. Der Schaden: Allein die gerissenen Tiere rund 5.000 Euro.

Mein einziger Trost: Ich hatte meine Leserinnen und Leser bereits vor der Sendung davor gewarnt (hier!), weil ich mit Blick auf die Gästeliste so etwas bereits befürchtet hatte.

Mir tat am Ende die Biologin Antje Weber leid, der kaum ausreichend Gelegenheit eingeräumt wurde, all die Geschichten der anderen zu versachlichen oder auch richtigzustellen.

Unterstützung seitens der überforderten Moderatorin erhielt sie dabei nicht. Denn die steckte nur oberflächlich im Thema und war deshalb scheinbar kaum in der Lage, die Unterschiede zwischen Fakt und Fiktion überhaupt auch nur zu erkennen.

Eine neue Information war dennoch dabei: In Sachsen-Anhalt soll ein Wolf-Kompetenzzentrum nach dem Vorbild der Beratungs- und Dokumentationsstelle des Bundes entstehen. Das kündigte der Staatssekretär im dortigen Umweltministerium, Klaus Rehda, in der Sendung an.

Allerdings frage ich mich auch heute Morgen noch: Was hatte eigentlich dieser „Prinz“ als Gast in der Sendung zu suchen? Alle anderen Gäste hatten wenigstens einen konkreten Bezug zum Wolf.

Fast alles was der „Prinz“ sich zum Thema angelesen hatte, zitierte er falsch oder so, dass es falsch verstanden werden musste. Den Linnell-Report bezeichnete er als „getürkte Statistik“, die französischen Kirchenbücher von 1580 demgegenüber als glaubwürdige Quelle. Seine Schlussfolgerung: 12 durch Wölfe getötete Franzosen jährlich. Das sei Fakt!

Die für mich naheliegendste Antwort (Vorsicht Satire!): Ein Rotkäppchen stand gerade nicht zur Verfügung, deshalb der Prinz.

Obwohl – so ganz stimmte das ja nun auch wieder nicht…

Herzliche Grüße

Jürgen Vogler

(Quelle: MDR, www.mdr.de, Dieser Kommentar handelt von der MDR-Diskussionsrunde FAKT IST!, gesendet am 8.8.2016, hier der Link!)