Asymmetrische Berichterstattung? – Wolfsmonitor

Asymmetrische Berichterstattung?

Zwei Beiträge liegen gerade geöffnet vor mir: In einem der beiden Beiträge geht es um die einzelnen Elemente der klassischen Propaganga (so etwas gibt es bekanntlich in Demokratien nicht), im anderen Beitrag um zwei Rissereignisse in und um Zeetze an der Landesgrenze Niedersachsens zu Mecklenburg-Vorpommern, bei denen zehn Schafe getötet wurden.

Prominente Elemente der Propaganda sind dem Autor des Propaganda-Beitrags nach Asymmetrie, eine motivationsgesteuerte Berichterstattung, das Weglassen von Informationen, keine Wechselwirkung, die Verschleierung und sogenannte Themenbrücken.

Nun lesen Sie sich bitte einmal den Beitrag unter folgendem Link durch: HIER!

Bei der gemeinten „Asymmetrie“ handelt es sich um das fehlende Gleichgewicht von negativ oder positiv besetzten Wörtern. Wo finden sich neben Ausrücken wie „Wolfsattacke“, „zugeschlagen“, „beunruhigen“, „viele Ängste“, „teils spektakulären Wolfs-Attacken“, „sogenannter Problemwolf“, etc. eigentlich die positiven Wortschöpfungen im Beitrag? Sogar der Wolfsberater braucht offenbar jetzt HILFE…

Ist die Berichterstattung „motivationsgesteuert“? Na ja, wenn allein ein Bürgermeister zu Wort kommt, der davon spricht, dass das Ereignis „mitten im Dorf“ für „viele Ängste sorgt“, steht diese Form der Darstellung nicht nur im Verdacht, motivationsgesteuert zu sein, sondern erfüllt ebenfalls den Tatbestand der medialen Einbahnstraße (keine Wechselwirkung).

Es kam neben dem Bürgermeister nämlich niemand zu Wort, der dem Bericht eine andere Färbung hätte geben können (zum Beispiel indem er einmal die vorhandenen oder nicht vorhandenen Herdenschutzmaßnahmen erläutert).

Gönnen Sie sich außerdem mal einen Blick auf z.B. Google-Maps und schauen Sie, was „mitten im Dorf“ in Zeetze eigentlich konkret bedeutet. Sie werden staunen.

Da wären wir auch schon beim „Weglassen von Informationen“. Erstens steht es überhaupt noch nicht fest, dass Wölfe ursächlich für die Nutztierrisse waren (auch wenn das nicht unwahrscheinlich ist) und zweitens, ja, was war denn nun eigentlich mit dem Herdenschutz?

Und warum ist der Vorfall in Zeetze nur „vermutlich“ in der Nacht zum Freitag passiert? Sind aufgrund der zwischenzeitlich vergangenen langen Zeit DNA-Proben zufällig nicht mehr zuverlässig möglich?

Fehlt noch der Aspekt der „Themenbrücken“. Warum wir in dem Artikel eigentlich auf GW924m Bezug genommen, der kürzlich aus Schleswig-Holstein abwanderte? Geht man tatsächlich davon aus, dass gerade dieser Wolf bei den aufgezeigten Vorfällen tatsächlich eine Rolle spielt? Nein, man möchte so die „Unruhe“ der Leserschaft offensichtlich sogar noch vergrößern.

Wäre da abschließend noch der Punkt der „Verschleierung“. Haben Sie als geneigte Leserinnen und Leser gemerkt, dass vor ihnen ein Beitrag liegt, der alle Anzeichen der klassischen Propaganda erfüllt? Vermutlich nicht. Womit wir auch hier einen Treffer notieren können.

Wie gesagt: Propaganda gibt es bekanntlich in Demokratien nicht. Wohl deshalb erschien der Beitrag nahezu unverändert auch bei Focus, NDR, HAZ, Welt und vielen anderen…

Was der Beitrag aber hinterlassen dürfte: Eine verunsicherte Leserschaft, die nun glaubt, es müsse nun endlich etwas getan werden.

Besserer Herdenschutz für die Schafe und eine Spur Medienkompetenz bei den Lesern wären vielleicht mal ein Anfang…


Quelle: nordkurier.de: „Wolfsattacke mitten im Dorf an der Elbe“ vom 25.11.2019, abgerufen am selben Tag