„Allein mit Jagd ist ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sicher nicht zu verhindern. Die Behauptung aber, Jagd auf Wildschweine sei „kontraproduktiv“, ist an den Haaren herbei gezogen und folgt einem Argumentationsritual, an dem sich bezeichnender Weise jagdfeindliche Tierschützer und stockkonservative Jagdfunktionäre gleichermaßen beteiligen.
Beide beschwören den Mythos der Leitbachen, die in den Wildschweinrotten für Geburtenregelung sorgten indem sie jüngere Weibchen an der Fortpflanzung hinderten. Es gibt dafür nicht den geringsten wissenschaftlichen Beleg. Wildschweinpopulationen wachsen bis die Kapazitätsgrenzen ihres Lebensraums erreicht sind.
In der industriellen Agrarlandschaft mit ihrem gigantischen Nährstoffaufkommen sind solche Grenzen nicht zu erkennen. Es gibt für die Wildschweine also keinen Grund, sich bei der Fortpflanzung zurück zu halten. Jagd ist somit das einzige Mittel, ihre Bestände einigermaßen einzudämmen.
Es stimmt, dass Wildschweine nicht die Haupvektoren für die Verbreitung der ASP sind. Trotzdem sind bei deutlich ausgedünnten Beständen die Chancen größer, einen Ausbruch lokal zu begrenzen. Da aber niemand weiß, wo das nächste infizierte Tier gefunden wird, erscheint die Forderung, flächendeckend die Bestände drastisch zu senken, nicht abwegig.
Natürlich ist die industrielle Landwirtschaft selbst die Hauptursache für das „Wildschweinproblem“. Eine Agrarwende weg von dieser Art der Landwirtschaft ist in jeder Hinsicht wünschenswert. Aber angesichts der aktuellen und konkret drohenden Gefahr durch die ASP kluge Predigten über diese Wende zu halten, hilft nicht weiter.“
Eckhard Fuhr
Eckhard Fuhr studierte Geschichte und Soziologie in Freiburg im Breisgau und war Feuilletonchef und Kulturkorrespondent der WELT. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter im Jahr 2014 das Buch „Rückkehr der Wölfe – Wie ein Heimkehrer unser Leben verändert“. Eckhard Fuhr leitet den Arbeitskreis Wolf im Ökologischen Jagdverein Brandenburg.