Nun liegt sie vor. Endlich, möchte man hinzufügen. Wiebke Wendorff, PR-Beraterin und Medienwissenschaftlerin (Centauri Kommunikation) hat nach Antworten auf die Fragen gesucht, ob und wie ein Nebeneinander von Pferden und Wölfen in Deutschland funktionieren kann. Sie ist Pferdeliebhaberin und Wolfsbefürworterin. Geht das eigentlich zusammen? Es geht, wie sie nun in ihrer soeben erschienenen 68-seitigen Informationsbroschüre mit dem Namen „Pferd und Wolf – Alte Bekannte – neue Gefahr“ eindrucksvoll darlegt.
Auch der Verfasser dieser Zeilen – ehemaliger Besitzer eines Reitpferdes und grundsätzlicher Wolfsbefürworter – glaubt daran, dass ein Zusammenleben gut funktionieren kann. Unabdingbar dafür ist allerdings die sachgemäße Aufklärung besonders der Tierhalter. „Unwissenheit kann zu Unsicherheit und so zu Angst und Ablehnung führen“ ist in der Broschüre zu lesen. „Um den Wolf besser verstehen zu können, sind Wissen und Erfahrungen um seine Lebensweise sowie sein Verhalten von elementarer Bedeutung“ schreibt Wiebke Wendorff und trifft damit den Nagel auf den Kopf.
Es ist Ihr deshalb hoch anzurechnen, dass sie das Thema frühzeitig aufgreift, um einen ersten strukturierten Schritt in Richtung Aufklärung von Pferdebesitzern und -liebhabern zu tun. Frühzeitig deshalb, weil es in Deutschland bis heute noch keinen nachgewiesenen Übergriff von Wölfen auf Pferden gab. Wer kürzlich eine N24-Reprtage über die Wolfsrückkehr sah, mag einen anderen Eindruck erhalten haben, dazu bezog ich jedoch bereits in einem anderen Beitrag hier auf dieser Webseite ausführlich Stellung (hier der Link).
Wohltuend lässt sich festzustellen, dass die Autorin in ihrem Werk letztlich keine relevante Perspektive auslässt. Es kommen in diversen Beiträgen Fachleute, Verantwortliche, Betroffene und Verbandsvertreter zu Wort, die niedersächsiche Staatssekretärin Almut Kottwitz zum Beispiel ebenso wie der Vorsitzende des Bundesverbandes Berufsschäfer e.V. (BVBS), Günther Czerkus.
Beeindruckend finde ich die Aktualität der Inhalte und die Vielfalt der Informationen, die – soweit ich das einschätzen kann –durchgehend sehr gut recherchiert und fachlich sowie sachlich vollkommen richtig sind. Das ist nicht selbstverständlich, vor allem, wenn berücksichtigt wird, dass auch ethische Gesichtspunkte aufgegriffen werden.
Welche Eindrücke bleiben nach der Lektüre dieser Infobroschüre?
- Sie kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn die öffentliche Diskussion um die Wolfsrückkehr beginnt gerade erst an Breite und Schärfe zu gewinnen. Das zeigen nicht zuletzt die Konferenz, die in der letzten Woche im EU-Parlament in Brüssel stattfand (hier der Link) und die Fernsehbeiträge, die in der ARD und auf N24 breites Aufsehen erregten.
- Ich kenne zurzeit keine andere Quelle, die in solch aktueller, inhaltlicher und ausgewogener Qualität über das Zusammenleben von Pferden und Wölfen informiert.
- Die Broschüre gehört nicht nur in die Hände eines jeden Pferdeliebhabers. Alle, die sich noch nicht ausreichend über die Wolfsrückkehr informiert fühlen, dürften hier fündig werden.
- Das „wolfsichere Einzäunen“ könnte in naher Zukunft zum Wettbewerbsfaktor der Pensionsstallanbieter werden. Ich würde mein Pferd nur noch dort einstellen, wo der Betreiber eines solchen Stalls in diese – zwar vermutlich nicht notwendige, jedoch äußerst beruhigende – Schutzmaßnahme investiert.
- Die Broschüre ist ihren Preis von 3,00 € allemal wert. Ja, sie ist preiswert! In meiner „Wolfsbibliothek“ sind so einige Werke vorhanden, für die ich bedeutend mehr Geld bei einem wesentlich geringeren Informationsgehalt investiert habe. Leider.
Es ist der Autorin Wiebke Wendorff und dem evipo-Verlag deshalb zu wünschen, dass die preiswerte Broschüre mit vielen Fakten, Expertenbeiträgen, ethischen Impulsen und politischen Positionen eine große Verbreitung finden möge. Für Pferdehalter sollte diese Broschüre zur „Pflichtlektüre“ werden!
Die Informationsbroschüre kann im evipo-Verlag (hier der Link) bestellt werden!
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler