Menschen mögen es im Allgemeinen nicht besonders, wenn etwas unerklärlich für sie bleibt. Sie füllen diese Ungewissheit gerne mit Hilfe ihrer Phantasie oder mit irgendwelchen Geschichten, die eine halbwegs logische Begründung für das Unerklärliche bieten. So entstanden über die Jahrhunderte Mythen, Märchen und vor Jahrtausenden sogar ganze Religionen.
In Warendorf wurde nun ein Pony verletzt. Oskar heißt es. Das ist – natürlich – sehr schade.
Die Besitzerin des Ponys, Alexandra Richter, möchte gegenüber der Presse jedoch ausdrücklich nicht ausschließen, dass die Verletzungen von einem Wolf stammen könnten. (*1)
Denn Anfang April sind rund. 30 km vom Reitstall entfernt drei Schafe gerissen worden. Vor über zwei Monaten also. Von einem Wolf.
Dass die Verletzungen beim Pony jedoch tatsächlich von einem Wolf verursacht worden sind, möchte und kann gegenwärtig niemand bestätigen.
Alexandra Richter, die den Reitstall betreibt, sieht es jedoch als ihre Pflicht an, auf die mögliche Gefahr hinzuweisen.
Ich hingegen sehe es als meine Pflicht an, darauf hinzuweisen, dass alles, was in dem Zeitungsartikel über den potenziellen Täter zu lesen ist, Ängste schürt, auf Spekulationen basiert und somit äußerst unseriös daherkommt! Zumindest, so lange, wie nicht bewiesen ist, dass ein Wolf tatsächlich der Verursacher der Verletzung war.
Selbst in von Wolfsrudeln besiedelten Arealen werden nämlich – statistisch gesehen – Angriffe auf Nutztiere zu über 50 % von streunenden Hunden und nicht von Wölfen verursacht.
Alexandra Richter mache ich konkret keinen Vorwurf. Ihr scheint es nicht zuletzt – so ist am Ende des Artikels zu lesen – um die Hoffnung zu gehen, dass die Kosten für den Tierarzt und die Medikamente (immerhin vermutlich einige tausend Euro) zumindest teilweise vom Land übernommen werden, sollten die Bisswunden tatsächlich von einem Wolf stammen.
Der Redaktion der Zeitung „Die Glocke“ mache ich allerdings den Vorwurf, im Stil eines Boulevardblatts ganze Arbeit geleistet und vielen jahrhundertealten Vorurteilen Vorschub geleistet zu haben.
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler
(Quelle: (*1) Die Glocke online, www.die-glocke.de, Artikel vom 7.7.2016: „Hat ein Wolf Pony Oscar schwer verletzt?“, abgerufen am 7.7.2016, hier der Link!)