Wolfsexperte Boitani: „Kurtis“ Verhalten war keineswegs unnatürlich! – Wolfsmonitor

Wolfsexperte Boitani: „Kurtis“ Verhalten war keineswegs unnatürlich!

Luigi Boitani, renommierter italienischer Wolfsforscher von weltweitem Ruf, äußerte sich für die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“ zum Abschuss des Wolfes „Kurti“ alias „MT 6“.

Er verstehe das alles nicht, so Boitani gegenüber Spiegel-Redakteurin Julia Koch. Der Rüde habe sich in der letzten Zeit keineswegs unnatürlich verhalten. „Ein solches Tier zu töten, bevor man ernsthafte Anstrengungen unternommen hat, ihm die Distanz zum Menschen einzubläuen, ist nicht zu rechtfertigen, …eine Vergrämung sei ein langwieriges Unterfangen.“ (*1)

Wolfsfachmann und Wildtierexperte Ulrich Wotschikowsky argumentiert in einem Artikel mit der Überschrift „MT 6 hätte nicht sterben müssen“ auf seiner Webseite „Wolfsite“ in eine ähnliche Richtung. Es sei zwar richtig gewesen, MT6 zu „eliminieren“, dennoch hätte der Tod des jungen Wolfes vermieden werden können.

„Man hätte unmittelbar nach der erfolgreichen Besenderung mit der Vergrämung dieses Tieres, besser noch des gesamten Munsterrudels beginnen sollen. … Als zweite Option hätte man nach der fehlgeschlagenen Vergrämung durch Jens Karlsson unverzüglich mit eigenem Personal versuchen sollen, MT6 zu vergrämen“, so Wotschikowsky.

„Der Teil “Vergrämung”, der zwischen der Diagnose “verhaltensauffällig” und der finalen Entscheidung “Entnahme” liegen sollte, ist im Management dieses Prozesses kaum vorgekommen“, schließt er seine Ausführungen. (*2)

Quellen:

(*1) Spiegel, Ausgabe 18 vom 30.04.2016, Artikel: „Heult doch“ von Julia Koch, S.119

(*2) Wolfsite, www.woelfeindeutschland.de, Artikel von Ulrich Wotschikowsky: „MT 6 hätte nicht sterben müssen“ vom 27.04.2016, abgerufen am 02.05.2016, hier der Link!

Anmerkungen:

Luigi Boitani ist Vorsitzender der „Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE)“ der Weltnaturschutzunion „International Union for Conservation of Nature and Natural Resource“ (IUCN) und war Mitstreiter Erik Zimens im Abruzzen-Wolfsprojekt in den 70`ger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Ulrich Wotschikowsky gilt als einer der erfahrensten Wolfsfachleute Deutschlands. Er ist ebenfalls Mitglied der „Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE)“.