Schäfer Torsten Kruse hat jetzt eine seiner beiden im Elbe-Havel-Land (Sachsen-Anhalt) weidenden Schafherden verladen und nach Hause gebracht. Vorzeitig. Eigentlich kämen die Schafe nämlich erst im Oktober von den Deichen runter. Kruse entschied sich aber nun früher dazu, nachdem zwei seiner Herdenschutzhunde bei einer Attacke verletzt und ein Schaf sowie zwei Lämmer gerissen wurden.
Der Schäfer geht dabei von attackierenden Wölfen aus, in vergleichbaren Fällen wurden derartige Übgriffe später von öffentlicher Seite entweder bestätigt oder dementiert. Was als bewährtes Verfahren anerkannt ist…
Folgt man den Zeilen der Berichterstattung auf volksstimme.de, so hat dieser Schäfer in jeder seiner beiden Herden immerhin „zwei bis drei Schutzhunde“ im Einsatz.
Seine 500 Mutterschafe lässt er weiterhin zwischen Fischbeck und Sandau weiden. Wegen des Futters. Obwohl auch das nicht wie gewünscht wachse, so der Schäfer.
Eigentlich gibt es nur wenige ergänzende Anmerkungen zur dargestellten Berichterstattung:
Torsten Kruse ist Schäfer. Kein „Schäfer-Darsteller“ wie die, die sich nicht an die neue Situation anpassen wollen. Gemeint sind damit Herdenschutzhunde-Verweigerer in Wolfsgebieten.
Als Schäfer müsste er eigentlich wissen, dass eine 500 ‘er Schafherde nur mit mindestens 6 Herdenschutzhunden wirksam abgesichert werden kann (zwei Hunde für die ersten hundert Schafe, dann ein Hund für je weitere 100 Schafe).
Wenn er jetzt einen der beiden Standorte aufgibt, dann wird er wissen, warum er das tut. Ein Militär würde es vermutlich so formulieren: „Der Standort ist offensichtlich schlecht zu sichern“.
Und wenn er trotz der Hunde wiederholt Übergriffe zu verzeichnen hat, dann sollte er sich vielleicht einmal Rat von Herdenschutzexperten einholen, die über Jahre hinweg andere Erfahrungen gemacht haben. Die gibt es zuhauf.
Des Schäfers zusätzliche Anmerkung, dass der Staat nicht einmal für das „Futtergeld“ seiner Hunde aufkomme, überhören wir einmal geflissentlich an dieser Stelle.
Solch eine Forderung ist entweder (bös ausgedrückt) auf eine typische Ost-Sozialisation zurückzuführen oder als unerwünschte Begleiterscheinung der offenkundigen Übersubventinierung des landwirtschaftlichen Sektors zu werten, die nicht selten eine immer größere Anspruchshaltung der „Leistungsempfänger“ zur Folge hat. Wir kennen das als „Kleiner-Finger – ganze Hand-Syndrom“ und kommen später noch einmal darauf zurück.
Grundsätzlich gilt jedoch weiterhin die Formel: Eine 100% ige Sicherheit gegen Wolfsübergriffe gibt es nicht und wird es nie geben.
Es ist egal, ob sich nur ein Wolf in einer Region befindet oder gleich ein ganzes Dutzend. Wirksamer Herdenschutz ist in jedem Fall unverzichtbar.
Und hier liegt die Krux für die nachfolgende ergänzende Anmerkung: Verbandsgemeindebürgermeisterin Steffi Friedebold glaubt, diesen Anlass nun zur erneuten Phrasendrescherei nutzen zu müssen.
Schon vor zwei Jahren wetterte sie gegen die rückkehrenden Beutegreifer mit allerlei Verdachtsmomenten (Schädigung des Tourismus, etc.), Vermutungen und Vorurteilen. Jetzt nutzte sie den Vorfall, um diesbezüglich nachzulegen…
Auffällig (nebenbei): In beiden Fällen war Anke Schleusner-Reinfeldt Berichterstatterin der „Volksstimme“. Ich selbst bin leider nicht naiv genug, um an Zufälle zu glauben…
Doch anstatt immer sofort nach der großen Politik zu rufen und damit Verantwortung von sich zu weisen:
Wie wäre es, Frau Friedebold, wenn Sie selbst in Ihrer Funktion als Bürgermeisterin den Schäfern in ihrem Zuständigkeitsbereich mit „Futtergeld-Zuschüssen“ unter die Arme greifen würden, anstatt über Jahre vergeblich Wolfsabschüsse und anderen Blödsinn zu fordern?
Das wäre ein aktiver Beitrag im aktiven Wolfsmanagement!
Maulhelden gibt es nämlich bereits genug…
Just my two cents!
Quellen (abgerufen am 28.07.2019):
volksstimme.de am 22.07.2019: „Schäfer bringt Herde in Sicherheit“, hier der Link! , am 28.07.2019: „Wolfsangriffe vertreiben Schäfer“, hier der Link! und am 18.08.2017: „Schutzstatus Wolf überprüfen und anpassen“, hier der Link!