Heute, am 30. April, haben wir den bundesweiten „Tag des Wolfes“. Es ist der Tag, an dem das Wolfsmonitoringjahr 2014/15 endet und Bilanz gezogen wird. Das tut der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in einer Pressemeldung, er stellt fest, dass es zurzeit 35 „Wolfsfamilien“, 31 Rudel und vier Paare – der Nachwuchs wird in den nächsten Tagen erwartet – in Deutschland gibt. Der NABU warnt gleichzeitig vor einer Umfrage der EU-Kommission in den nächsten drei Monaten, mit deren Hilfe die Stimmung der europäischen Bevölkerung zu möglichen Modernisierungen im europäischen Naturschutzrecht, insbesondere der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie, festgestellt werden soll. NABU-Präsident Olaf Tschimpke befürchtet, dass die Umfrage im schlimmsten Fall dazu führen könnte, dass (nicht nur) der Wolf seinen Schutzstaus verliert und zum Abschuss freigegeben wird.
Kommentar:
Es wird – vor allem von Mitgliedern – von einem Verbandsverantwortlichen erwartet, dass er frühzeitig auf besorgniserregende Entwicklungen aufmerksam macht. Der Tag des Weltuntergangs ist allerdings bekanntermaßen der 30. Mai und nicht der 30. April. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland allein die vier großen Umwelt-, bzw. Naturschutzverbände über 2 Mio. Unterstützer haben, im Gegensatz dazu der Deutsche Jagdverband und der Deutsche Bauernverband zusammen „nur“ über rund 550.000 organisierte Mitglieder verfügen (und auch hier gibt es dem Selbstverständnis nach überwiegend Naturschützer und Wolfssymphatisanten), dürfte man dem Ergebnis der Umfrage – zumindest in Deutschland – gelassen entgegensehen. Jedenfalls, wenn die Verbände es schaffen, ihre Mitglieder rechtzeitig zur Teilnahme an der Befragung zu mobilisieren. Und das scheint die besondere Intention des NABU zu sein.
Vermutlich könnte die Befragung– so stehen meiner Wahrnehmung nach die Zeichen der Zeit – sogar hervorbringen, dass die bisherigen Schutzbemühungen noch als unzureichend angesehen werden. Ein weiterhin unverminderter Flächenverbrauch, die Klimadiskussion und die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft sind Indikatoren dafür. Also dann….
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler