Olaf Lies verkündet Wolfsverordnung für Niedersachsen – Wolfsmonitor

Olaf Lies verkündet Wolfsverordnung für Niedersachsen

Minister Olaf Lies hat in der letzten Woche einen ersten Entwurf für eine niedersächsische Wolfsverordnung vorgelegt und in die Ressortabstimmung (mit anderen Ministerien) gegeben. Nach seinen Worten (laut PM) könne nicht das ganze Land eingezäunt werden oder jedes Tier in den Stall gesperrt werden. „Wir werden weder Hochwasserschutz noch Wiesenvögel dem Wolf opfern“, so der Minister.

Nun, mir liegt das Papier nicht vor. Aber allein die Pressemeldungen (PM), die das niedersächsische Umweltministerium hierzu veröffentlichte (hier! und hier!) lassen gundsätzlich nichts Gutes erahnen.

Offensichtlich geht die Irrfahrt des Ministeriums demgemäß nämlich weiter. Denn ausdrücklich ist dort die Rede davon, dass in der Verordnung der „Zumutbarkeitsbegriff“ den Gegebenheiten in Niedersachsen angepasst wurde.

Umgekehrt wäre vielleicht ein Schuh daraus geworden. Nämlich wenn das als zumutbar anerkannt worden wäre, was dort, wo Wölfe nie verschwunden waren, seit jeher gut funktioniert. Sich jedoch in der Weise, wie es Niedersachsen nun offenkundig versucht, die Begrifflichkeiten „zurechtzuinterpretieren“, ist zumindest äußerst fragwürdig.

Man findet in der PM Phrasen wie z.B. dass Herdenschutzhunde, die merkwürdigerweise in fast ganz Europa und auch in weiten Teilen Deutschlands weitläufig professionell als effektiver Wolfsschutz zumutbar zu sein scheinen, in Niedersachsen unzumutbar sein sollen.

Die weitere Begründung mit der „guten fachlichen“ landwirtschaftlichen Praxis zaubert dem Beobachter heute angesichts der Ausräumung der Landschaft, den „Billigimporten“ an Arbeitskräften, dem Bienensterben in Folge von Ackergiften, den Massentierhaltungsanlagen, den Fleischskandalen und der Nitratbelastung in den Gewässern als Folge dieser Praxis nur noch ein müdes Lächeln ins Gesicht.

Und im Angesicht dessen, dass Deiche auch heute überwiegend noch „bewirtschaftet“ werden wie zu Kaisers Zeiten, also mit Schafen (obwohl sich das wirtschaftlich schon lange nicht mehr für die Schäfer lohnt), Äcker andererseits jedoch nicht mehr mit Ochsenkarren bestellt werden, wirkt auch das Deichargument rückwärtsgewandt und damit wenig zukunftsweisend. Fällt man in den niedersächsichen Landesforsten die Bäume etwa noch mit der Axt und reitet man dort noch zur Arbeit?

Ausgerechnet Hobbyjäger sollen außerdem auch noch „geeignete Personen für Entnahme und Vergrämung“ von Wölfen sein. Das setzt dieser Verordnung zum Schluss noch das Krönchen auf. Selbst wenn Jäger heute eine Falle aufstellen wollen, brauchen sie schon eine Zusatzausbildung. Aber streng geschützte Wölfe erlegen…man mag kaum glauben, was man so vernimmt.

Bleibt zu hoffen, dass die Verbände nun dem Ministerium einmal klarmachen, auf welchem Weg es sich offenbar gerade befindet. Auf dem Holzweg. Aber im Gegensatz zum Minister zeigten sich die meisten Verbände bisher ziemlich zahnlos…

Und auch das mit den Wiesenvögeln sollte man uns besser noch einmal erklären.

Ihr

Jürgen Vogler

Quellen: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, PI 46/2020 und PI 49/2020