Sollte es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, merkwürdig vorkommen, dass in diesen Tagen (vielleicht sogar von Ihnen gewählte) Politiker den Abschuss hochentwickelter und familiär lebender heimischer Tiere (unserer Wölfe) offenbar wesentlich früher als gedacht für möglich halten und sogar der (zugegebenermaßen aufwändigen) Errichtung angemessener Schutzvorrichtungen (für Nutztiere) vorziehen, begrüße ich Sie herzlich in der Realität des „Katastrophenjahres 2016″! Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass Sie mit dem Eindruck nicht alleine dastehen…
Hinter dem blumigen Begriff der „Regulierung“, den einige für diese tödliche „Lösung“ benutzen (vermutlich, um die moralisch nicht unbedenkliche Absicht zu verschleiern), verbirgt sich letztlich nichts anderes, als der (wohl unnötige und frühzeitige) Abschuss letztlich vieler dieser sich allmählich wieder in Deutschland etablierenden Tiere.
Vielleicht hört sich der Begriff „Regulierung“ in diesem Kontext einfach salonfähiger und nicht so schmutzig an. In Bezug auf unsere Wölfe bedeutet er jedoch trotzdem schlichtweg den Abschuss ab einer noch festzulegenden Populationsgröße.
Laut „Hannoversche Allgemeine (HAZ)“ will nun auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) überraschend eine „stärkere Regulierung des Wolfsbestandes in Niedersachsen ermöglichen.“
Bereits im übernächsten Satz des HAZ-Artikels wird allerdings deutlich, dass es bei der Forderung wohl vor allem um „größere Spielräume“ geht, insbesondere für den Umgang mit sogenannten „Problemwölfen“ (gab eine Sprecherin des Ministeriums zu Protokoll, nicht Weil selber).
Und Problemwölfe gibt es nur vergleichsweise selten, selbst wenn jeder Wolf auf einen geplagten Schäfer wie ein potenzieller Problemwolf wirken mag.
Jene jedoch, die bereits heute mit dem Parteibuch in der Hand die Regulierung der Wölfe öffentlich fordern, sollten sich nicht darüber wundern, dass dies in den Ohren eines Großteils der Bevölkerung merkwürdig klingt, allein, weil sie sich heute schon ohne jegliche Not offen für das Töten streng geschützter Tiere aussprechen.
Sie sollten sich als „Volksvertreter“ auch nicht darüber beklagen, dass ihnen offen Misstrauen entgegenschlägt und dass ihnen für ihre fragwürdige Haltung moralisch niedrige Beweggründe unterstellt werden. Gerade, weil für sie das Töten eine Option trotz bestehender Alternative (Herdenschutz) zu sein scheint.
Letzten Endes werden diese Politiker allerdings selbst die Frage beantworten müssen, warum sie den (zu) frühen Tod der Wölfe billigend in Kauf nehmen würden, nein sogar aktiv fordern, ohne sich vorher für die Verbesserung der möglichen Herdenschutzmaßnahmen ausreichend stark gemacht zu haben.
Und sie werden es gerade den Menschen erklären müssen, denen jegliche Form von Gewalt fremd und für die jedes unnötige Töten kein Mittel irgendeiner Wahl in einer vermeintlich fortschrittlichen Gesellschaft ist.
In manchen Ohren klingen die Regulierungspläne vielleicht sogar so, als würde man quasi den Baum dafür verantwortlich machen, dass ein Auto bei Glatteis mit überhöhter Geschwindigkeit ohne passende Bereifung dagegen gerutscht ist.
Deshalb vielleicht ein passendes Motto fürs Jahresende:
„Lieber Blei gießen als Blei schießen“
(© Erhard Horst Bellermann)
Herzlichst
ihr
Jürgen Vogler
Quelle: Hannoversche Allgemeine (HAZ), www.haz.de, Artikel vom 28.12.206: „Weil will verstärkt gegen Problemwölfe vorgehen“ angerufen am 30.12.2016, hier der Link!