Landesjägerschaft Niedersachsen: Politisch motivierte Pressemeldung? – Wolfsmonitor

Landesjägerschaft Niedersachsen: Politisch motivierte Pressemeldung?

Anlässlich der 500. offiziellen Meldung eines vermeintlichen Nutztierrisses seit dem Jahr 2008 veröffentlichte die Landesjägerschaft in Niedersachsen gestern eine Gesamtbilanz mit einigen Interpretationen darüber im Rahmen einer Pressemeldung (Link am Ende des Artikels). Dazu erlaubt sich die Wolfsmonitor-Redaktion einige Anmerkungen:

  • Die protokollierten Schadensereignisse („eindeutig Wolf“ in weniger als 50% der Fälle) lassen in der veröffentlichten Form keinen Rückschluss auf die vorhandenen oder auch nicht vorhandenen (Herden-) Schutzmaßnahmen zu. Spätestens seit die „Richtlinie Wolf“ in Niedersachsen in Kraft getreten ist (also seit dem 26.11.2014) hätte das allerdings erfolgen müssen, da ansonsten jeglicher Spekulation – wie die Erfahrung aus zahlreichen Medienmeldungen in letzter Zeit zeigt – Tür und Tor geöffnet wird und so die Akzeptanz der Wölfe maßgeblich leidet. Liegt hier vielleicht sogar ein Versäumnis der Verantwortlichen für das Wolfsmonitoring bei der Jägerschaft vor?

  • Die Zahl der Nutztierrisse zu nennen, ohne diese mit der Zahl der vorhandenen Wölfe in Beziehung zu setzen, hält Wolfsmonitor ebenfalls für ein Versäumnis dieser Meldung. Setzt man nämlich heuristische 10 Tiere je Wolfsrudel an und multipliziert diese Zahl mit den 12 in Niedersachsen nachgewiesenen Wolfsrudeln, so sind diese 120 Wölfe für die bisher insgesamt 135 nachgewiesenen „eindeutigen Nutztierrisse“ in 2017 verantwortlich. Dass relativiert dann plötzlich das Bild maßgeblich, oder?

  • In der Pressemeldung wird den Wölfen im Cuxland und Barnstorf attestiert, sie legten ein „spezielles Verhalten“ an den Tag. Da es allein sprachlich vom „speziellen Verhalten“ zur „Spezialisierung“ nur ein kurzer Schritt ist, die genaue Bezeichnung aber weitreichende Folgen für diese Wölfe haben könnte,  muss an dieser Stelle festhalten werden, dass es am Ende nicht dem „Wolfsmonitoring“ (in diesem Fall also der Jägerschaft) obliegt, derartiges Verhalten zu interpretieren, sondern dem „Wolfsmanagement“, also den Experten beim NLWKN.

  • Wenn man – aus welchem Grund auch immer – außerdem nicht gerade den 500. Nutztierriss „feiert“, ist der 23. August ein merkwürdiges Datum für eine derartige Veröffentlichung, es sei denn man verfolgt damit vielleicht ein politisches Ziel (…bald sind Neuwahlen in Niedersachsen und der Präsident der Landesjägerschaft, Helmut Dammann-Tamke, der gleichzeitige CDU-Landtagsabgeordneter ist, wird hinter so manch vorgehaltener Hand sogar schon als designierter Landwirtschaftsminister gehandelt).

Fazit: Da der Informationsgehalt dieser Pressemeldung – na sagen wir mal – einigermaßen „überschaubar“ ist, weil relevante Hinweise zu den jeweiligen Schutzmaßnahmen sowie den Wolfszahlen nahezu vollständig fehlen, muss die Intention dieser Meldung eine andere gewesen sein. Wer darüber spekuliert, dass sie politisch motiviert ist, könnte richtig liegen. Ob in diesem Sinne allerdings „halbe Wahrheiten“ weiterhelfen, darf zu Recht bezweifelt werden.

Just my two cents

Jürgen Vogler


Quelle:  Landesjägerschaft Niedersachsen, www.ljn.de am  23.08.2017:„Aktuelle Daten aus der Nutztierrissstatistik in Niedersachsen: Überblick über die offiziell .gemeldeten Nutztierrisse vom Jahr 2008 bis zum August 2017“ abgerufen am 23.08.2017, hier der Link!