Wie praktisch es sein kann, wenn jemand mehrere verantwortungsvolle Positionen gleichzeitig bekleidet, legt ein Bericht der „az-online“ über eine Kreisverbandsveranstaltung der CDU im niedersächsischen Hanstedt im Juni dar. Dort war Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft und agrarpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, der Einladung zu einer Diskussion zum Wolf gefolgt. Die Veranstalter konnten so quasi „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“. Denn der Landtagsabgeordnete konnte die Fragen der Anwesenden sowohl aus der Perspektive eines Jagdfunktionärs als auch aus der Sicht eines Landespolitikers beantworten.
Dem Bericht zufolge legte er seine strategische Linie für das niedersächsische Wolfsmanagement transparent dar. Um agieren zu können, müsse der Wolf zuerst in den Anhang V der europäischen FFH-Richtlinie beordert werden, damit er nicht mehr unter dem besonderen Schutz der EU stehe und Eingriffe in die Wolfspopulation im Rahmen des Wolfsmanagements möglich seien. Am „Ende des Tages bedeute das auch die Aufnahme in das Jagdrecht“, so Dammann-Tamke. Allerdings sehe er im Moment im Bundestag keine Mehrheit dafür, den aktuellen Schutzstatus anzutasten. Das Ganze müsse „wohl erst mal gegen die Wand fahren“.
Kommentar:
Die Worte Damman-Tamkes beeindrucken, denn zeitweise wirkte es in jüngster Vergangenheit tatsächlich so, als würde genau das in Niedersachsen geschehen.
Sein aufgezeigtes Szenario stellt jedoch eine überwiegend jagdpolitisch motivierte Perspektive dar. An ihr heftet, das wurde durch seine Worte deutlich, eindeutig ein christlich-konservatives Etikett.
Ein artenschutzpolitisch motiviertes, jedoch nicht weniger wahrscheinliches Alternativszenario ist hingegen die Möglichkeit, dass sich die Wolfspopulation in Niedersachsen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau einpendelt und sich demnach Eingriffe von außen erübrigen. Davon ist jedoch im Artikel nichts zu lesen.
Dieses zweite Szenario dürfte dennoch den Artenschutzzielen der Europäischen Union eher entsprechen und wird überwiegend von den Parteien „links der Mitte“ propagiert. Folgerichtig stellt der Politiker Dammann-Tamke deshalb eine Bundestagsmehrheit für die zeitnahe „Aufweichung“ des Wolfsschutzes in Frage.
Welche der beiden Sichtweisen sich am Ende durchsetzen wird, kann heute niemand seriös beantworten. Das politische Gezerre um die Zukunft des Wolfes wird daher vorerst andauern und in seiner Quantität vermutlich mit dem Anwachsen der Population noch zunehmen.
Der Wolf ist schon lange zum Politikum geworden, seine Befürworter und Gegner zum dankbaren Publikum öffentlichkeitswirksamer Politdiskurse. Das ist irritierend, weil Politiker üblicherweise wegen anderer Herausforderungen in ein Amt gewählt werden. Das Thema Wolf an sich ist im gesamtpolitischen Themenspektrum zwar publikumswirksam, aber eigentlich zu unbedeutend, um den Ausgang einer politischen Wahl maßgeblich zu beeinflussen. Die Gewählten jedoch entscheiden letztendlich sehr wohl über das Schicksal der Wölfe. Das darf und sollte nicht vergessen werden.
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Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler