Kein vernünftiger ökologischer Grund für den Abschuss von Rabenvögeln – Wolfsmonitor

Kein vernünftiger ökologischer Grund für den Abschuss von Rabenvögeln

Wer sich näher mit Wölfen beschäftigt, wird sich zwangsläufig irgendwann einmal mit Rabenvögeln beschäftigen müssen, insbesondere mit Kolkraben. Denn zwischen ihnen und freilebenden Wölfen besteht so etwas wie eine „Symbiose“. Die intelligenten schwarzen Vögel gelten unter Kennern als die „Augen der Wölfe“.

In Niedersachsen, wo die Jagd auf Rabenvögel seit 15 Jahren offiziell erlaubt ist, wurden seitdem insgesamt mehr als eine Million Exemplare geschossen, allein im abgelaufenen Jagdjahr laut Landesjagdbericht über 100.000 Krähen und Elstern (Kolkraben sind ganzjährig geschont).

Natur- und Umweltschutzverbände stehen der Jagd auf die Vögel ablehnend gegenüber. Es fehle der gesetzlich erforderliche „wichtige Grund“ für deren Bejagung, so NABU-Sprecher Ulrich Thüre. (*1) Zumindest seien die vorgegebenen Gründe „längst widerlegt“, bekräftigt er.

Der Zoologe und Ornithologe Prof. Dr. Josef H. Reichholf widmete mit „Rabenschwarze Intelligenz“ den „Schwarzfedrigen“ sogar ein ganzes Buch. Darin schildert er einen Großversuch. Von 1990 bis 1996 sollte im nördlichen Saarland in einem 700 Hektar großen Jagdrevier geklärt werden, wie sich ein „Totalabschuss“ von „Raubwild und Raubzeug“ auf die Bestände von Singvögeln und Niederwild auswirkt.

Reichholf schreibt: „Während der Versuchszeit kamen auf jeden erlegten Fasan 14 getötete Rabenkrähen und Elstern sowie sechs Füchse oder fast 25 Individuen von Raubwild und Raubzeug. Ein 25-zu-eins-Verhältnis von vernichteten Feinden zugunsten eines Fasans als Jagdertrag liegt sicherlich weit jenseits von vernünftiger Jagdwirtschaft; vom Natur- und Tierschutz ganz zu schweigen.

Noch schlechter steht es um das Verhältnis Raubwild und Raubzeug zu Hasen, weil mit 49 praktisch genau doppelt so viele mögliche Feinde vernichtet wie Hasen erlegt wurden. Bei keiner der beiden Niederwildarten lohnte die Bekämpfung von Raubwild und Raubzeug. Das geht aus diesem Befunden in aller Deutlichkeit hervor.“

Und weiter: „Ein groß angelegter Freilandversuch brachte also einerseits das klare Ergebnis, dass sich nicht einmal die intensivste Bekämpfung von Raubwild und Raubzeug zugunsten des Niederwildes lohnt. Andererseits bliebt offen, ob die Vernichtung von 2242 Rabenkrähen, Elstern und Eichelhähern auf nur 700 Hektar und 174 Hermelinen dazu den Singvögeln zugutegekommen ist.“ (*2)

Für die Singvögel seien freilaufende Katzen viel problematischer, ist sich der stellvertretende Bund-Landesvorsitzende Reinhard Löhmer sicher.

Den vollständigen Artikel „Eine Million Rabenkrähen geschossen“ in der MK-Kreiszeitung finden Sie hier!


Quellen:

(*1) MK-Kreiszeitung, www.kreiszeitung.de, dpa- Artikel: „Eine Million Rabenkrähen geschossen“ vom 26.12.2016, abgerufen am 27.12.2016, hier der Link!

(*2) Buch von Josef.H. Reichholf: „Rabenschwarze Intelligenz – Was wir von Krähen lernen können“, Zitat Seite 107 ff., weitere Informationen zum Buch durch „Klick“ auf das nachfolgende Buchcover:

Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com

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