Michael Harig, Hobbyschafhalter und hauptberuflicher Landrat in Bautzen, sagte kürzlich im Radio: „Wenn die Wölfe Schäden machen, müssen sie gejagt, geschossen werden.“ So zitiert ihn zumindest die Bildzeitung. (*1)
Harig, der dort als „Spitzenpolitiker“ bezeichnet wird, dürfte gewusst haben, dass er damit nichts weiter als „heiße Luft“ produziert. Genau, wie bereits dreieinhalb Jahre zuvor, als er ebenfalls öffentlich Abschussquoten für Wölfe forderte (hier der Link!) (*2)
Das Landwirtschaftsministerium seines Parteikollegen Thomas Schmidt wies Harigs Antrag dann auch umgehend mit der Begründung zurück, die Voraussetzungen dafür seien nicht erfüllt.
Wenige Tage zuvor berichtete die Bildzeitung in Dresden darüber, dass Schäfer Martin Just aus Cunnewitz (in Harigs Landkreis Bautzen) bereits zum zweiten Mal vom Rosenthaler Wolfsrudel „heimgesucht“ wurde. Letztes Jahr fielen dem Rudel 21, dieses Jahr sogar 31 seiner Schafe zum Opfer. Einige seiner Suffolk-Schafe kämpften darüber hinaus auch noch ums Überleben.
Laut De-minimis-Beihilfe-Regelung darf Just maximal 15.000 Euro – öffentliche Förder- und Ausgleichsgelder in 3 Jahren dafür erhalten. Bis vor wenigen Jahren lag die Grenze sogar bei nur 7.500 Euro.
Mit dieser Regelung sollen Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden. Darüber hinaus gehende Schäden will das sächsische Landwirtschaftsministerium nur noch zu 80 Prozent ersetzen.
Für Schäfer Just vielleicht ein kleiner Trost: Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe zeigte sich bereit, Betroffenen auch im Landkreis Bautzen die restlichen 20 Prozent der Rissschäden zu bezahlen. (*3)
Die freiwillige Unterstützung der Wolfschützer und das damit gezeigte Bemühen, den Schäfern das Zusammenleben mit den Wölfen zu erleichtern, scheint Landrat Harig allerdings ziemlich egal zu sein.
Setzt dieser „Spitzenpolitiker“ die Unterstützung der Wolfsschützer mit seinen willfährigen Aüßerungen vielleicht sogar leichtfertig aufs Spiel?
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler
P.S.: Lesen Sie, liebe Leserinnen und Leser, gerne auch meine erste spontane Reaktion auf die Abschussforderung des Bautzener Landrats: hier!
Quellen:
(*1) Bild (Ausgabe Dresden), www.bild.de, Artikel von Jürgen Helfricht am 26.10.2016: „Nach Attacke auf Lausitzer Schäfchen fordert Bautzner Landrat Feuer frei auf Wölfe!“, abgerufen am 27.10.2016, hier der Link!
(*2) Stuttgarter Zeitung.de, www.stuttgarter-zeitung.de, Beitrag von Benjamin Haerdle am : „Die Widerstände gegen den Wolf wachsen“, abgerufen am 27.10.2016, hier der Link!
(*3) Bild (Ausgabe Dresden), www.bild.de, Artikel von Jürgen Helfricht am 22.10.2016: „Zu viele Wolfsrisse! – Sachsen will Schäfer nicht mehr voll entschädigen“, abgerufen am 27.10.2016, hier der Link!