Schon wieder einer, der nach einer offenbar üblichen journalistischen Recherche versucht, dem Thema Wolf einigermaßen gerecht zu werden, denke ich noch, als mir der FAZ-Artikel mit dem Titel „Der Problem-Wolf“ gestern zugespielt wird. Und schon wieder einer, der gehörig daran scheitert, stelle ich nach der Lektüre schließlich enttäuscht fest. Leider ist das immer häufiger die Regel und keine Ausnahme.
Es gibt schon einen Grund, warum sich gerade diejenigen, die sich einigermaßen gut mit der Thematik auskennen, manchmal Jahre, viele sogar Jahrzehnte intensiv mit der Materie beschäftigt haben.
Der Verfasser dieser Zeilen beispielsweise bereits seit Ende der 80 `er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Dass „uns“ der Autor Reinhard Bingener dann auch noch als „Naturromantiker“ und „Naivlinge“ bezeichnet, sagt dann am Ende mehr über ihn als über uns aus.
Oder über die, mit denen er gesprochen hat. Und das waren offensichtlich Politiker und keine ausgewiesenen Fachleute.
Und dennoch ist es am Ende der Kreis der Experten, der offenkundig etwas verstanden hat, was sich bis hin zum augenscheinlich recht oberflächlichen Korrespondentenalltag offenbar immer noch nicht herumgesprochen hat:
Wölfe müssen – anders als von Reinhard Bingener dargestellt – nicht regulär bejagt werden. Ihnen muss nur – so einfach (und so schwer) ist das – der Zugang zu den für sie „unerlaubten“ Nutztieren verwehrt werden.
Die Erkenntnis Bingeners, um die „aktive Bestandsregulierung“ (Bejagung) kaum herumzukommen, zeugt bloß davon, dass er die Herausforderungen, die mit der Rückkehr der Beutegreifer einhergehen, in die falsche Richtung interpretiert.
Die gesellschaftlich verträglichen Lösungen von morgen werden wir nämlich mit den konventionellen Mitteln von gestern kaum angemessen (im Sinne von zeitgemäß) und nachhaltig entwickeln können.
Mit dem fahrlässigen Griff zur Büchse werden bekanntermaßen die vergleichsweise beständigen Familienstrukturen der Wölfe nachhaltig destabilisiert, was die Lage für die Nutztierhalter am Ende meistens verschlimmern dürfte.
Das wissen wir nicht erst seit dem Cuxlandrudel. Wolfskenner predigen das bereits seit vielen Jahren.
Aber unter denen hat sich der FAZ-Autor offenbar nicht umgehört. Zumindest deutet nichts im Artikel darauf hin.
Die eigentliche Herausforderung für Nutztierhalter lautet heute, wie ihre weidenden Tiere effektiv und effizient in bezahlbarer Art und Weise geschützt oder zusammengestellt werden können.
Sie lautet nicht, wie man Wölfe „notfalls auch mit Abschüssen konditionieren kann“.
Abgeschossene Wölfe sind nämlich vor allem eines: Tot.
Just my two cents…
Jürgen Vogler
Quelle: FAZ am 14.2.2018: „Raubtier-Risiko in Deutschland : Der Problem-Wolf“ von Reinhard Bingener,abgerufen am 15.2.2018, hier der Link!