Der gestrige Wolfsmonitor-Artikel über den „postfaktischen Rinderriss“ in Barnstorf findet nun doch eine zeitnahe Fortsetzung. Allerdings nicht aufgrund weiterer Erkenntnisse der MK-Kreiszeitung, sondern weil die Oldenburgische Volkszeitung kürzlich detailliertere Informationen darüber veröffentlichte. Der Zugriff darauf ist wegen einer Bezahlsperre allerdings nur für zahlende Kunden möglich. Ein Leser war allerdings so nett, mir den Artikel zur Verfügung zu stellen. (*1) Und siehe da, das Informationspuzzle rund um den Rinderriss vervollständigt sich Stück für Stück:
Das betroffene Rind hörte offenbar auf den Namen „Herkules“, war etwa 8 Monate alt und „weit über“ 150 Kilogramm schwer. Laut seinem Halter Marius Kinkhorst war es das schwächste Tier der Herde und so zahm, dass es als Ochse bei einem Krippenspiel mitwirken sollte.
Zum Fundort kamen die beiden Wolfsberater Dr. Torsten Schumacher und Dr. Marcel Holy. Die vorgefundenen Spuren wirkten ihren Worten nach tatsächlich „wolfstypisch.“ Für ein abschließendes Urteil gelte es aber, das DNA-Ergebnis abzuwarten, so die Wolfsberater.
Das beurteilt der Autor des Artikels, Matthias Niehues, jedoch offenbar etwas anders. In einem den Bericht ergänzenden Kommentar mit der Überschrift „Meine Meinung“ geht er davon aus, dass hier die sogenannte „Goldenstedter Wölfin“ mangels Schafen nach einer Alternative gesucht habe. Hannover – so schreibt er – sollte nun „sofort tätig werden und die alten Fälle neu bewerten.“
Irgendwie ist Niehues Reaktion nachvollziehbar, gehörte er doch neben Schumacher, Holy und sechs anderen Autoren zu dem Personenkreis, der Anfang des Jahres ein aufwändig erstelltes „Sündenregister“ der Goldenstedter Wölfin vorgelegt hatte, ohne dass daraus allerdings von Seiten der verantwortlichen Stellen ein konkreter Handlungsbedarf abgeleitet wurde. (*2)
Offensichtlich zurecht, denn die letztjährig noch hohen Risszahlen der auch als Barnstorfer Wolfsfähe bezeichneten Wölfin gingen zuletzt auffällig zurück, offenbar ein Ergebnis der verbesserten Herdenschutzmaßnahmen in der Region.
Bei näherer Betrachtung ist der jetzt geäußerte Verdacht, das tote Rind sei dem Sündenregister der Goldenstetder Wölfin hinzuzufügen, jedoch zu diesem Zeitpunkt nichts anderes, als eine „postfaktische“ Spekulation.
Denn bislang steht – trotz wolfstypischer Spuren am Fundort und der Tatsache, dass das schwächste Tier der Herde betroffen ist – abschließend noch nicht fest, ob für den Tod des Rindes überhaupt ein Wolf verantwortlich war. Und erst recht nicht, welcher…
Zur Erinnerung: Selbst die Empfehlung der Wolfsberater lautete, erst einmal das DNA-Ergebnis abzuwarten…
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler
Quellen:
(*1) Oldenburgische Volkszeitung am 10. Dezember 2016, Artikel von Matthias Niehues: „Bei gerissenem Rind deutet alles auf Wolf hin“ sowie der Kommentar des Autors in derselben Ausgabe: „Alte Fälle neu bewerten“.
(*2) Div. Autoren: „Bericht zur Analyse der dokumentierten Wolfsübergriffe auf Nutztiere in den niedersächsischen Landkreisen Diepholz, Vechta und Oldenburg im Zeitraum vom 01.11.2014 bis 31.01.2016, abgerufen am 13.12.2016 von der Webseite des Wolfcenters in Dörverden, www.wolfcenter.de, hier der Link!