Widerstand gegen Wolfsabschüsse in der Schweiz – Wolfsmonitor

Widerstand gegen Wolfsabschüsse in der Schweiz

Obwohl erst im Sommer im Tessin ein zweites Wolfsrudel in der Schweiz bestätigt wurde, sollen jetzt bereits zwei Jungwölfe aus dem Calanda-Rudel, das in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge Nachwuchs zu verzeichnen hatte, abgeschossen werden. Nachdem die Kantone St. Gallen und Graubünden die Abschüsse Ende November beantragt hatten, bewilligte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) nun dieses Vorgehen mit der Begründung, die übrigen Tiere sollen dadurch „scheuer werden“.

Doch gegen die Abschusspläne gibt es Widerstand. Nicht nur die Organisationen WWF und Pro Natura kritisieren die Bafu-Pläne, auch die „Gruppe Wolf Schweiz (GWS)“ äußert sich dazu. Präsident David Gerke (Foto), selbst Schafhirte und Jäger, nahm am 21. Dezember in einer Pressemeldung wie folgt Stellung dazu:

„Feuer Frei auf die Calanda-Wölfe: Unnötig und nutzlos

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) stimmt der Tötung von zwei Wölfen am Calanda zu. Damit sollen die Wölfe wieder scheuer werden. Die Maßnahme ist jedoch verfrüht und dürfte kaum die erhoffte Wirkung zeigen. Nicht der bisherige Schutz der Wölfe hat ihre Nähe zu Siedlungen provoziert, sondern die dort vorhandenen Nahrungsquellen.

Der Abschuss von zwei Jungwölfen am Calanda wird nicht verhindern können, dass sich Wölfe auch in Zukunft Siedlungen annähern. Wölfe sind Kulturfolger und nutzen die verschiedenen Lebensräume der Kulturlandschaft. Siedlungsgebiete sind für sie nur interessant, wenn sie dort wiederholt Nahrung finden. Es ist nicht der Artenschutz, welcher Wölfe in Siedlungen lockt und entsprechend ist es nicht dessen Lockerung, der sie wieder vertreibt

David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz (GWS), Foto: © Gruppe Wolf Schweiz GWS
David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz (GWS), Foto: © Gruppe Wolf Schweiz GWS

Jagd auf Wölfe: Keine zielführende Maßnahme

Wie gefährlich Wölfe tatsächlich sind und welchen Effekt ihre Bejagung haben kann, wurde verschiedentlich wissenschaftlich untersucht. Es wurden u.a. folgende Feststellungen gemacht:

– Wölfe sind grundsätzlich ungefährlich, Angriffe kommen nicht häufiger vor als bei vielen anderen Wildtieren. Es geht keine erhöhte Gefährdung von ihnen aus.

– Wolfsangriffe waren meistens bedingt durch Tollwut oder durch regelmäßige Fütterung der Wölfe, also durch vermeidbare Ursachen.

– Alle Angriffe in Europa und Amerika geschahen ausnahmslos in regulär und oft intensiv bejagten Wolfspopulationen, in keinem Fall aber in solchen, die einen gesetzlichen Schutz genießen.

– Die Bejagung von Wölfen führt zu signifikant mehr Schäden an Nutztieren, wie Beispiele aus den USA und Spanien zeigen. Der Grund dafür dürfte sein, dass mit der Bejagung Rudelstrukturen zerstört werden können.

Die Akzeptanz für Wölfe sinkt und die Wilderei steigt, wenn sie zur Bejagung freigegeben werden.

Gemäß den Vorgaben für Wolfsabschüsse in der Jagdverordnung (Art 4 Abs 3 JSV) sind solche Eingriffe nur zulässig, wenn sich Wölfe “aus eigenem Antrieb“ Siedlungen nähern. In Anbetracht der offenkundigen Nutzlosigkeit von Abschüssen und in Anbetracht der klaren Indizien, dass vorhandene Futterquellen Wölfe in Siedlungsnähe locken, sind Abschüsse unverständlich und rechtlich fragwürdig.“


Quellen:

  1. Beitrag: www.20min.ch: „Calanda-Wölfe dürfen abgeschossen werden“, abgerufen am 22.12.2015, hier der Link!

  2. Gruppe Wolf Schweiz GWS: Pressemitteilung vom 21.12.2015: „Feuer Frei auf die Calanda-Wölfe: Unnötig und nutzlos“, abgerufen am 22.12.2015,  hier der Link!