Am 17. Juni 2017 startet in Niedersachsen die erste Wolf-Bürgerwissenschaftler-Expedition von Biosphere Expeditions auf deutschem Boden, in Kooperation mit dem Wolfsbüro im NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasser-, Küsten- und Naturschutz). Teilnehmer aus aller Welt werden einen Monat lang in Kleingruppen nach Wolfshinweisen suchen. Wolfsberater Peter Schütte koordiniert dabei die Feldarbeit in Zusammenarbeit mit Wolfsberater-Kollegen. Die gemeinnützige, vielfach ausgezeichnete Naturschutzorganisation Biosphere Expeditions hat die Teilnehmer rekrutiert und stellt Logistik, Ausrüstung sowie die Expeditionsleiterin.
Wolfsberater Peter Schütte freut sich, dass „nach mehrjähriger Vorbereitungszeit die Expedition so gut angenommen wurde. Mit Teilnehmern aus Deutschland und Europa hatte ich gerechnet, aber nicht mit Interesse aus Kanada, Singapur, Indien und sogar Australien. Daran sieht man sehr gut, welche Faszination der Wolf auf Menschen aus aller Welt ausübt. Dabei unterstützen die Bürgerwissenschaftler das offizielle Monitoring und sammeln wertvolle Daten über die niedersächsische Wolfspopulation. Diese Informationen sind die Grundlage für eine Wolf/Mensch-Koexistenz in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft.“
Dr. Matthias Hammer, Gründer und Chef von Biosphere Expeditions, freut sich mit Schütte. „Seit 1999 führen wir Naturschutzprojekte mit Bürgerwissenschaftlern aus aller Welt durch. Das Interesse an unserer ersten Deutschland-Expedition war sehr groß und zeigt, welch ein Zugpferd der Wolf für unsere Heimat sein kann. Wir sind stolz das staatliche Monitoring unterstützen zu können und so einen Beitrag für den Wolf in Deutschland zu leisten.“
Expeditionsleiterin Malika Fettak erklärt: „Nach zwei Tagen intensiver Ausbildung sind unsere Bürgerwissenschaftler geschult im Erkennen und Dokumentieren von Wolfshinweisen. Gleichzeitig helfen sie durch ihre Expeditionsbeiträge das Forschungsprojekt zu finanzieren. Und so gewinnt jeder: Die Teilnehmer erleben ein Abenteuer mit Sinn mitten in Deutschland, das offizielle Monitoring bekommt eine geballte Ladung zusätzlicher Daten, Deutschland Besucher aus aller Welt und der Wolfsschutz profitiert durch weitere, wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse.“
Bürgerwissenschaftler für valide Felddaten
Das Konzept der Bürgerwissenschaft, bei der Laien helfen Daten für wissenschaftliche Untersuchungen zu sammeln, hat vor einigen Jahren an Dynamik gewonnen und wurde als „entscheidend“ und „unverzichtbar“ im Zeitalter der abnehmenden staatlichen Mittel für Naturschutzprojekte bezeichnet, unter anderem von den Vereinten Nationen und der Huffington Post. „Und Biosphere Expeditions selbst hat ja über viele Jahre und Projekte hinweg unter Beweis gestellt, wie die Bürgerwissenschaft im Artenschutz sehr gut funktionieren und eine wertvolle Ergänzung sein kann“, ergänzt Schütte.
Das Überleben der Wölfe in Deutschland hängt von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab
Der Wolf wird von der EU und dem deutschen Naturschutzrecht geschützt. Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) ergab, dass es in Niedersachsen viele Gebiete gibt, die geeignet für die Wiederbesiedlung von Wölfen erscheinen. Die jüngsten Erfahrungen haben gezeigt, dass Wölfe so anpassungsfähig sind, dass sie sogar in Gebieten streifen, die bisher eher ungeeignet erschienen. Darüber hinaus suchen junge Wölfe aktiv nach neuen Streifgebieten und Partnern.
„All dies bedeutet, dass die Bedrohung durch den tatsächlichen und subjektiv empfundenen Konflikt mit Menschen, Vieh und Wildarten immer größer wird. Dadurch entsteht die Notwendigkeit von Information der lokalen Bevölkerung auf Grundlage einer soliden Datenbasis“, sagt Hammer.
„Je mehr Wölfe in der Natur von Menschen gesehen und je mehr Nutztiere gerissen werden, desto höher wird die Berichterstattung in den Medien. Dies hat zu einer messbaren Abnahme der Akzeptanz von Wölfen bei der Bevölkerung vor Ort geführt, vor allem bei Jägern und Tierhaltern. Und gerade diese Menschen spielen eine entscheidende Rolle für das Überleben der Wölfe.“
Wolfsberater Schütte kommt zu dem Schluss, dass „wenn der Wolf eine Zukunft in Niedersachsen haben soll, dann muss die Bevölkerung über Streifgebiete, Beobachtungen und Vorfälle informiert werden, so dass der Mensch/Wolf Konflikt so weit wie möglich reduziert, oder am besten gleich ganz vermieden werden kann. Unser Projekt leistet in Zusammenarbeit mit dem Wolfsbüro und den Wolfsberatern dazu einen wichtigen Beitrag.“
Pressekontakt
Für Rückfragen zum Projekt und Biosphere Expeditions:
Dr. Matthias Hammer,
Biosphere Expeditions,
Tel. +49-931-40480500,
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