So argumentierte heute Martin Bäumer (CDU) im niedersächsischen Landtag. Ja genau, Bäumer ist der gelernte Sparkassenkaufmann, der bereits Anfang des Jahres prophezeite, was er heute wiederholte, nämlich dass es im Jahr 2030 in Deutschland „mehr als 30.000 Wölfe geben wird“ (damals nannte er sogar „über 40.000 Wölfe“, siehe hier! und hier!).
Wenn Bäumer allerdings jetzt davon spricht, dass „…das Blut der Weidetiere bis an die Häuserwände spritzt“ (eine Facebook-Gruppe hat ihn daraufhin vergeblich gebeten anzugeben, wo das gewesen sein soll), ein „Waldkindergarten von den Eltern notdürftig eingezäunt werden musste“ und dass der Wolf „…vor nichts und niemanden halt macht“, beweist das erst einmal nur den Hang Bäumers zur maßlosen Übertreibung. Und sonst nichts.
Als Beobachter des Niveaus solch skurriler Äußerungen, die auf fragwürdigen Annahmen beruhen, glaubt man allerdings langsam zu verstehen, warum auch diese Partei gerade bundesweit in sämtlichen Umfragen deutlich „abschmiert.“
Ist der Wolf denn wirklich als menschengefährdende Bestie zu betrachten, die „vor nichts und niemanden halt macht“, auch nicht davor, Kinder in Kindergärten zu bedrohen und dort wo er kann, „auch inmitten der Häuser erbarmungslos zuzuschlagen bis das Blut der Weidetiere bis an die Häuserwände spritzt“?
Wie wir seit 20 Jahren wissen, hat das von Bäumer populistisch gezeichnete Bild mit der Realität nahezu nichts zu tun.
Laut Lies sei die Grenze bereits erreicht!
Ähnlich zu bewerten ist die Haltung von Umweltminister Olaf Lies (SPD), der sich zuletzt wahrnehmbar auf Veranstaltungen sehen ließ, bei denen von vornherein feststand, dass er für seine umstrittenen Thesen fast nur Zustimmung erhält (z.B. hier!).
In den letzten Jahren, so Lies, habe es in Niedersachsen einen „enormen Populationszuwachs“ gegeben. Er glaube, die Grenzen dessen was möglich ist, sei erreicht. Man brauche jetzt Instrumente, die dafür sorgten, dass die Populationsentwicklung nicht weitergehe. Allerdings erst nach dem Erreichen des günstigen Erhaltungszustandes mache das Jagdrecht aus seiner Sicht Sinn (Hörbeitrag auf ndr.de).
Immer wieder ist auch von ihm zu hören, dass er sich ein Beispiel an Frankreich zu nehmen gedenke. Wer allerdings die Zahlen trotz der fragwürdigen Entnahmen von Wölfen bei der unmittelbaren Verteidigung von Schafen dort näher betrachtet, dürfte so seine Zweifel an der Güte des Vorschlags kriegen. Im Jahr 2014 beklagten die Hirten dort beispielsweise mehr als 9.000 Übergriffe auf ihre Herden, die allein den damals rund 300 Wölfen angelastet wurden.
Lies kürzlich eingebrachte Bundesratsinitiative zur Vereinfachung von Wolfsabschüssen durch die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (hier!) wird außerdem wahrscheinlich wegen fachlicher und juristischer Unschärfen scheitern.
Meyer: Aktuelle Wolfspolitik ist „ein Rohrkrepierer“
Christian Meyer, ehemaliger niedersächsischer Landwirtschaftsminister der Grünen, fasste die Debatte um den Wolf in Hannover mit den Worten zusammen, es sei im Vergleich zur Vorgängerregierung „ein Rohrkrepierer“, was CDU und SPD da gerade machten:
„Momentan gibt es weder ein Managementkonzept, es gibt weder ein Konzept, um die Weidehaltung in Niedersachsen zu stärken und es gibt auch keine vernünftige Entschädigungsregelung, sondern es gibt einen bürokratischen Kram und den haben CDU und SPD zu verantworten.“
Quelle: ndr.de am 25.10.2018: „Landtag: Wie viele Wölfe verträgt Niedersachsen?“, abgerufen am 25.10.2018
Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com
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