Geisterwölfe? – „Bullshit im Quadrat!“ – Wolfsmonitor

Geisterwölfe? – „Bullshit im Quadrat!“

Andreas Beerlage, Autor des Buches „Wolfsfährten“, schrieb in einem kurz vor Weihnachten auf Fokus-Online veröffentlichten Artikel, es gebe „Geisterwölfe“ in Deutschland. Wölfe also, die quasi von den offiziellen Stellen bewusst verschwiegen werden, was natürlich „Bullshit im Quadrat“ ist.

Ich benutze diese recht derbe Bezeichnung deshalb, weil Beerlage es bereits in seinem Buch „Wolfsfährten“ nicht so richtig gelungen ist, die Sache mit dem“ günstigen Erhaltungszustand“ nachvollziehbar darzustellen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass er den Sinn der offiziellen Zählweise vielleicht selbst nicht vollständig erfasst hat.

Was aber ist eigentlich so schwer daran zu verstehen, dass – wenn eine „ungesättigte“ Wolfspopulation (also dort, wo es (noch) freie und geeignete Lebensräume für Wölfe gibt) statistisch jährlich um 30% wächst – nur wenige Jungtiere überleben und diese, weil sie irgendwann dann auch noch abwandern und deshalb nicht fest zu verorten sind, richtigerweise in der Gesamtbetrachtung nicht mitgezählt werden?

Würden alle diese juvenilen Wölfe überleben, hätte die Gesamtpopulation jährlich (bei durchschnittlich 4 bis 6 Welpen pro Wurf) einen Zuwachs von gleich mehreren hundert Prozent. Und das bereits, wenn man ansonsten jegliche Populationsdynamik ausblendet.

Man zählt also, und das ist folgerichtig (und auch gar nicht anders möglich), nicht jeden einzelnen Wolf, sondern nur die nachgewiesenen Rudel, Paare und „ortsfesten“ Einzelwölfe.

Und da bekannt ist, dass ein Wolfsrudel (Familienverband) durchschnittlich aus 8 Tieren besteht, kann man daraus – wie Ulrich Wotschikowsky es üblicherweise macht – durchaus auf die Gesamtzahl aller Wölfe schließen.

Es geht also keineswegs darum, die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Es geht darum, mit den anerkannten Methoden des Monitorings ein halbwegs realistisches Bild der Wolfspopulation zu zeichnen, zumal die erwachsenen und geschlechtsreifen Wölfe die maßgebliche Größenordnung für das Erreichen des „günstigen Erhaltungszustands“ einer Population bilden.

Und bei diesem Bild ist es ungefähr so einleuchtend, wandernde Jungwölfe mitzuzählen wie Mallorca-Touristen der spanischen Bevölkerung zuzurechnen.

Also nix Geisterwölfe! Sowohl das Bundesamt für Naturschutz als auch Ulrich Wotschikowsky liegen richtig. Nur Andreas Beerlage in diesem Fall nicht.

Just my two cents…

Jürgen Vogler


Quelle: FOCUS Online am 22.12.2017: „Geisterwölfe: Deshalb werden sie verschwiegen“ von Andreas Beerlage, abgerufen am 26.12.2017, hier der Link!