ÖJV-Brandenburg: Professor Pfannenstiels Pappkameraden… – Wolfsmonitor

ÖJV-Brandenburg: Professor Pfannenstiels Pappkameraden…

Jetzt bezieht auch der Ökologische Jagdverein Brandenburg zu den teils kruden Thesen von Prof. Dr. Pfannenstiel Stellung (WM berichtete, hier!). Jedoch vermutlich anders als es ihm, der kürzlich seine „Weisheiten“ u.a. direkt an alle deutschen Jägerpräsidenten verteilt haben soll, lieb sein dürfte. Die Meldung des ÖJV im Wortlaut:

„Es wird Zeit, die Stimmungsmache gegen den Wolf und das staatliche Wolfsmanagement zu beenden“

Der Ökologische Jagdverein Brandenburg fordert die im Forum Natur zusammengeschlossenen Verbände auf, zu einer sachlichen Auseinandersetzung zurückzukehren

Mit der am 26. Januar dieses Jahres in Kraft getretenen Wolfsverordnung beschreibt das Land Brandenburg nach intensiven Beratungen mit allen betroffenen Interessengruppen, wie mit Wölfen umzugehen ist, die für die Weidewirtschaft oder für die Sicherheit der Menschen zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden sind.

Die konsequente Vergrämung und gegebenenfalls die Entnahme solcher Tiere sind unabdingbar, um das mit dem Managementplan des Landes verfolgte Ziel einer möglichst konfliktarmen Nachbarschaft von Mensch und Wolf in der Kulturlandschaft zu erreichen.

Das Land hat sich aus guten Gründen dazu entschieden, notwendig werdende Abschüsse einzelner Wölfe oder bestimmter Rudel außerhalb des Jagdrechts zu regeln. Grundlage für eine solche Maßnahme ist immer eine Behördenentscheidung des Landesamtes für Umwelt.

Auf dieser und nur auf dieser Grundlage handeln die mit der Wolfsjagd Beauftragten, in erster Linie die Jagdausübungsberechtigten in den entsprechenden Jagdbezirken. Jäger, die noch nicht ganz den Kontakt zur gesellschaftlichen Realität verloren haben, sind angesichts der brutalen Polarisierung, die jeder Wolfsabschuss mit sich bringt, dankbar dafür, dass der Staat in dieser Angelegenheit die Verantwortung übernimmt.

Brandenburg ist der Vorreiter eines nüchternen und auf die wirklichen Probleme fokussierten Wolfsmanagements. Den Brandenburger Weg gehen sowohl die großen Naturschutzverbände als auch Nutzerverbände wie der Landesschafzuchtverband mit.

Die im „Forum Natur“ zusammengeschlossenen Verbände allerdings scheinen es nicht verwinden zu können, dass sie mit ihrer Forderung, den Wolf dem Jagdrecht zu unterstellen und ihn planmäßig zu bejagen, nicht durchgedrungen sind.

Seit Erlass der Verordnung führen sie einen regelrechten Kreuzzug. Welchen Grad die Verhetzung inzwischen angenommen hat, konnten man bei den jüngsten „Wolfswachen“ wieder erleben.

Als wissenschaftliche Autorität gilt in den Kreisen der Wolfsgegner der Biologe Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel, ehemals Vizepräsident der Landesjagdverbandes Brandenburg. Er ruft nun die Jäger auf, endlich „mit einer Stimme zu sprechen“ und die „Vogel-Strauß-Politik“ zu beenden.

Von Kenntnissen der Wolfsbiologie sind seine Ausführungen weitgehend ungetrübt. Dafür weiß er genau, wie der Feind heißt, dem er sich mit klarem Sachverstand entgegenwerfen müsse: Es sind der „ideologische Naturschutz“ und „Ökofantasten“, die angeblich das Märchen vom konfliktfreien Miteinander von Wolf und Mensch auftischen.

Keine seriöse Naturschutzorganisation tischt ein solches Märchen auf. Professor Pfannenstiel erledigt mit großer Geste Pappkameraden, die es in der Wirklichkeit nicht gibt.

Man könnte eine lange Liste der unbewiesenen Behauptungen und zum Teil bösartigen Unterstellungen zusammenstellen, mit denen er seine Argumentation untermauert. Es sollen einige Beispiele genügen:

  • Hybridisierung ist, anders als Pfannenstiel suggeriert, gerade im dicht besiedelten Mitteleuropa, wo Hunde so sehr unter menschlicher Kontrolle stehen wie nirgendwo sonst auf der Welt, viel unwahrscheinlicher als dort, wo es viele herrenlose Hunde gibt oder Hunde in abgelegenen Dörfern nachts frei streunen. Ebenso wenig wird von seriösen Wissenschaftlern ernsthaft diskutiert, dass unsere Wölfe „ohnehin zu einem erheblichen Prozentsatz Hybriden sind“. Pfannenstiel bauscht ein nichtexistierendes Problem auf – es gibt exakt zwei nachgewiesene Fälle von Wolf-Hund-Paarungen in Deutschland -, um den Wolfsabschuss als Artenschutz verkaufen zu können.

  • Pfannenstiel insinuiert, das gesammelte genetische Material über die deutschen Wölfe werde der Öffentlichkeit vorenthalten und unterstellt dem vom Bund mit dem genetischen Monitoring beauftragten Senckenberg-Institut, nicht seriös zu arbeiten. Belege hat er dafür nicht. Die überaus umfangreiche und sorgfältige Information der Öffentlichkeit über die Ergebnisse des Wolfsmonitorings nicht zuletzt durch die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf will er nicht zur Kenntnis nehmen. Die Gemeinschaft der Wolfsgegner bewegt sich mehr und mehr in einer Echokammer, in der nur noch die eigenen Ansichten sich zirkulierend verstärken.

  • Niemand leugnet die Fakten, die der sogenannte Linnell-Report über Wolfsübergriffe auf Menschen in der europäischen Geschichte zusammengetragen hat. Es waren Naturschutzorganisationen und Wolfsexperten, die diesen wichtigen Report in die öffentliche Debatte eingespeist haben. Anders als Pfannenstiel legen sie aber Wert darauf, die Bedingungen und Faktoren genau zu analysieren, die zu Wolfsangriffen führten und führen können.

Es wird also von Pfannenstiel viel abgestandene Luft verwirbelt. Einen Nachweis dafür, dass die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht und seine „planmäßige Bejagung“ irgendeines der tatsächlich existierenden Probleme lösen könnten, bleibt er gleichwohl schuldig.

Der Ökologische Jagdverein Brandenburg ruft alle am Wolfsmanagement beteiligten Akteure dazu auf, wieder zu einer sachorientierten Debatte zurückzukehren und das polemische Denunzieren des mit der Wolfsverordnung gefundenen Kompromisses zu beenden.

Wer meint, „die Landbevölkerung“ gegen städtische „Ökofantasten“ aufhetzen zu müssen, erweist dem Artenschutz, der Landwirtschaft und nicht zuletzt der Jagd in diesem Land einen Bärendienst.


Kontakt für Rückfragen:

ÖJV Brandenburg, www.oejv-brandenburg.de

Eckhard Fuhr, stellv. Vorsitzender

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Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com


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