Es handelt sich scheinbar um einen ganz besonderen Menschenschlag, bei den Almbauern aus Bayern. Das bescheinigte ihnen sogar die Süddeutsche Zeitung vor etwas mehr als einem Jahr in dem Artikel „Was Almbauern so besonders macht.“ (*1)
Mit markigen Sprüchen sind einige von ihnen auch heute nicht gerade zimperlich:
„Der gesamte Alpenraum ist als Wolfsgebiet nicht geeignet, daher werden wir gegen eine Wiederansiedlung des Räubers allen erdenklichen Widerstand leisten. Der Alpenraum muss wolfsfrei bleiben, wenn er erst einmal da ist, dann haben wir verspielt“,
…wird der Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO), Georg Mair, vom 69. Almbauerntag in Frasdorf in der gestrigen Online-Ausgabe des Oberbayerischen Volksblatts zitiert. (*2)
Allen erdenklichen Widerstand? Das klingt auf der einen Seite äußerst konfrontativ und andererseits sehr wenig aufgeschlossen.
Der anwesende Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Kabinett Seehofer, Helmut Brunner, duckte sich vor so viel Entschlossenheit beim Thema Wolf dann auch lieber weg… .
Nur wenige Kilometer weiter südlich von Frasdorf, in Österreich, eskaliert eine ähnliche Diskussion gerade, weil in dem dort kürzlich erschienenen „Grünen Bericht“, also der jährlichen Bestandsaufnahme der Situation der Land- und Forstwirtschaft in Österreich, öffentlich die Forderung geäußert wird, den Wolf im Alpenraum ganzjährig zu bejagen.
Umweltminister Andrä Rupprechter muss sich deshalb von Kurt Kotrschal, dem Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau, in einem offen Brief fragen lassen:
…“Wie lässt es sich eigentlich mit Ihrem christlichen Gewissen vereinbaren, dass Ihre schützenswerte Schöpfung offenbar den (wirtschaftstreibenden) Menschen und seine Schafe einschließt, nicht aber Wildtiere mit angestammtem Lebensrecht wie etwa den Wolf?
Missverstehen Sie das „Macht Euch die Erde untertan“ immer noch als Freibrief für jene menschlichen Egoismen, welche diese Welt so nah an den Abgrund geführt haben? Sehen Sie den Wolf nicht auch als Nagelprobe für ein Umdenken? Als ein konkretes Symbol dafür, dass wir nicht die Herren dieser Erde sind, sondern ihre Gäste – so wie alle anderen Arten auch?
Wie steht es mit unserer Verpflichtung, auf die Schöpfung zu achten und pfleglich mit ihr umzugehen?“… (*3)
Wölfe in Gebirgsregionen stellen für die Almbauern sicherlich eine Herausforderung dar. Allein ein Blick nach Italien zeigt jedoch, dass beides durchaus miteinander vereinbar ist.
Schon vom nächsten Jahr an – darauf macht das Oberbayerische Volksblatt aufmerksam – können die bayerischen Almbauern aus 19 Förderangeboten der öffentlichen Hand (Subventionen) zur umweltschonenden Landbewirtschaftung auswählen.
Es sollte für die Subventionsempfänger eigentlich selbstverständlich sein, dass es sich bei den öffentlichen Fördergeldern nicht um eine Form des „bedingungslosen Grundeinkommens“ handelt, sondern dass mit der Ausgabe dieser Gelder allerhand öffentliche Zielsetzungen verbunden sind. Auch der Artenschutz und damit der Schutz der Wölfe gehört – systemimmanent – zu diesen Zielen!
Staatsminister Helmut Brunner ließ die Gelegenheit in Frasdorf leider ungenutzt, dies in aller Deutlichkeit klarzustellen…
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler
Quellen:
(*1) Süddeutsche Zeitung: www.sueddeutsche.de vom Landwirtschaft – Was Almbauern so besonders macht“, abgerufen am 10.10.2016, hier der Link!
(*2) Oberbayerisches Volksblatt, www.ovb-online, Artikel vom 10.10.2016: „ALMBAUERNTAG – Widerstand gegen die Rückkehr eines Räubers“, abgerufen am 10.10.2016, hier der Link!
(*3) Die Presse, www.diepresse.com, Print-Ausgabe, 04.10.2016, Kurt Kotrschal: „Schämen Sie sich eigentlich nicht, Herr Umweltminister? – Minister Rupprechter empfiehlt Abschuss von Wölfen. Wie steht es mit der Verpflichtung, auf die Schöpfung zu achten?“, online abgerufen am 10.10.2016, hier der Link!