Wölfe: Ein gelungenes Portrait von Petra Ahne – Wolfsmonitor

Wölfe: Ein gelungenes Portrait von Petra Ahne

Regelmäßige Wolfsmonitor-Leserinnen und Leser wissen, dass der Verfasser dieser Zeilen jederzeit auf eine kleine Sammlung mit zahlreichen deutsch- und englischsprachigen Werken über Wölfe aus den letzten Jahrzehnten zugreifen kann. Es hat sich durchweg als sehr praktisch erwiesen, so allzeit ein passendes Zitat hervorkramen oder mit Fakten überzeugen zu können. Eine Auswahl dieser Werke ist quasi „zufällig“ auch auf dieser Webseite unter dem Menuepunkt „Bücher“ (hier!) zu finden. In der kleinen „Wolfsbibliothek“ gibt es auch einen kleinen Stapel unerledigter, also ungelesener Wolfsbücher. Immer wieder packt mich beim Vorbeigehen das schlechte Gewissen, weil mit zunehmender Höhe des Stapels der eigene Anspruch schwindet, immer aktuell informiert zu sein.

Zuletzt entnahm ich diesem Stapel Petra Ahnes Büchlein (DIN-A 5, 144 Seiten) mit dem Titel „Wölfe“, das bereits seit Ende letzten Jahres dort liegt. Es handelt sich dabei um die Nummer 27 der Reihe „Naturkunden“, herausgegeben von Judith Schalansky bei der Matthes & Seitz Verlagsgesellschaft Berlin.

Man findet in der Reihe demnach auch 26 andere Bücher im „Kleinoktav-Format“ (12 x 18 cm), beispielsweise über Krähen (besorg ich mir auch noch), Esel und Eulen, oder über Schnecken, Heringe und Schmetterlinge, um nur einige zu nennen.

Eine kleine Werbebroschüre, die dem Wolfsbüchlein beilag, verspricht, dass jedes Buch dieser Reihe, „ungeachtet seiner Gattung, eine eigene Kunde von der Natur formulieren und dabei so aufwendig, vielgestaltig und schön wird, wie die Natur ihrer Gegenstände es fordert: bebildert, in historischen Formaten gebunden, fadengeheftet und mit Frontispiz sowie farbigen Kopfschnitt versehen.“

Und auch der Name „Naturkunden“ der Reihe ist Programm: „Hier wird keine bloße Wissenschaft betrieben, sondern die leidenschaftliche Erforschung der Welt: kundig, anschaulich und im Bewusstsein, dass sie dabei vor allem vom Menschen erzählt – und von seinem Blick auf eine Natur, die ihn selbst mit einschließt.

Petra Ahne erfüllt als Autorin mit diesem Büchlein über die umstrittenen großen Beutegreifer diesen Anspruch, der für die gesamte Reihe formuliert wurde. Und zwar voll und ganz.

Ich habe das „erzählende Portrait“ (oder auch die „portraitierende Erzählung“) verschlungen und genossen und möchte das Buch deshalb uneingeschränkt weiterempfehlen. Aber nicht, ohne drei Zitate vorzustellen, die Geschmack machen sollen. Auf mehr:

…“Die Grenze zwischen Natur und Kultur verläuft im Hund selbst, behauptet (Jack) London, und sie ist verschiebbar: Auch im Schoßhund, erschlafft wie die Gesellschaft, in der er lebt, steckt noch die Vitalität jenes tödlichen, aber wahrhaftigen Selbsterhaltungstriebs, der für London den Wolf ausmacht.“… (S. 64)

…“Seine (Erik Zimens) zentrale Erkenntnis: Der Hund ist eine schlichtere, verspieltere Version des Wolfs. Sie tun im Wesentlichen das Gleiche, nur scheint der Hund manchmal nicht mehr genau zu wissen, warum.“…(S. 73)

…“Nur ein >Wolf< konnte jene Seite in ihnen zum Klingen bringen. Ein Hund hätte das ebenso wenig geschafft wie ein Meerschweinchen oder ein Wellensittich. Es brauchte den Resonanzraum der Geschichten und Bedeutungszuschreibungen und das Gefühl, ein >wildes< Tier vor sich zu haben – eines, das nicht durch Domestikation handhabbar gemacht wurde, das aber dabei erstaunliche Gemeinsamkeit mit dem menschlichen Sozialleben aufweist.

Auch deswegen kann der Wolf seit einiger Zeit die neue Rolle als Wegweiser in ein unverstellteres, naturverbundeneres Leben so umstandslos einnehmen: Vorbereitet durch die Wissenschaft tritt das soziale Tier in den Fokus. Der Wolfsforscher Kurt Kotrschal glaubt, dass kein Tier, auch nicht der Schimpanse, dem Menschen in seinem Gruppenverhalten so ähnlich ist wie der Wolf: untereinander differenziert kommunizierend, kooperativ in der Gemeinschaft, wehrhaftnach außen, ein Leben in einem >Wir und die anderen<-System.“…(S.92)

Der Kopfschnitt der Nummer 27 der Reihe „Naturkunden“ hat übrigens  – ebenso wie der Bucheinband – die Farbe anthrazit.


Pressestimmen zum Buch

»Petra Ahne hat ein lehrreiches, ein kluges, ja auch ein sinnliches Buch geschrieben, das fantastisch ergänzt wird von großartigen Zeichnungen, den farbigen Wolfsportäts von Falk Nordmann. Mit den Wölfen ist in dieser Reihe ein weiteres Schmuckstück entstanden, ein Buch das wenn man es aufschlägt, einen ganz eigentümlichen Reiz entfaltet und uns ein Tier näherbringt, das wir alle zu kennen glauben, von dem wir aber eigentlich wenig wissen.«
Katja Oskamp, MDR


»Petra Ahne hat dem Wolf in uns ins grünlich-feurige Auge geblickt. Herausgekommen ist nicht so sehr eine Natur-, sondern eine Kultur- und Vorstellungsgeschichte, welche suggestive Rolle dieses Raubtier in der Fantasie spielt. […] Jeder wird nach der Lektüre dieses Buchs eines haben vor dem Überlebenskünstler Wolf: größten Respekt.«
Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung


»Die Kunst der Erzählung vom realen Wolf besteht darin, nicht in Erzähllust zu  versinken, sondern sachlich Informationen vom Tier zu konkretisieren, was Petra Ahne in einer Form gelingt, die ihr kleines Buch zum Ereignis macht.«
Cord Riechelmann, FAZ


»Bis heute meldet sich die unbegründete Furcht vor dem Wolf reflexartig, wenn das Thema berührt wird. Ahnes Buch ist ein Versuch, das Bild, das die Mehrheit vom Wolf hat, vom Kopf auf die Füße zu stellen.«
Kai Agthe, Mitteldeutsche Zeitung


»Eine kleine, sehr klug und sehr schön geschriebene Kulturgeschichte der Mensch-Wolf Beziehung.«
Susanne Billig, Deutschlandradio Kultur


»Petra Ahne zeichnet ein feines Portrait eines Tieres, das in vielem dem Menschen näher scheint als die Primaten. Umfangreich bebildert und im letzten Teil des Buches mit Portraits aller Wolfarten ergänzt, ist dieses Büchlein vieles, Reportage und Mahnmal zugleich.«
– Gallus Frei-Tomic, literaturblatt.ch


»Petra Ahne entwirft in ihrem Buch ein komplexes Bild vom Wolf, mit aktuellen zoologischen Erkenntnissen und tiefen kulturpsychologischen Einsichten. Geschmückt mit alten Stichen und Gemälden, wolfsgrau gebunden und wunderschön: ein Lesegenuss.«
Deutschlandradio Kultur


»Das kundige Sachbuch der Berliner Autorin Petra Ahne streift mit vielen Zeichnungen durch die Kultur- und Forschungsgeschichte der Raubtiere. Zum Heulen gut.«
Stern


Weiter Informationen zum vorgestellten Buch „Wölfe“ von Petra Ahne finden Sie unter Nutzung des nachfolgenden Links (dazu direkt auf das Cover klicken!):

 


Quelle: www.matthes-seitz-berlin.de, abgerufen am 31.5.2017