Im Kreis Pinneberg sind zwischen dem 28. Dezember und dem 2. Januar in Hemdingen und Bilsen in drei Fällen Schafe hinter 108 Zentimeter hohen Flexinetz-Zäunen gerissen worden. Obwohl entsprechende DNA-Analysen noch in Bearbeitung sind, wird bereits offen von Wolfsübergriffen gesprochen.
Einige Protagonisten scheuen sich auch nicht davor, bereits das Wort „Problemwolf“ zu verwenden. Wird so ein Exemplar festgestellt, genügen – so einige Akteure – bereits zwei derartige Übergriffe, um einen Abschuss zu begründen.
Die Unart, einen Abschuss bereits mit zwei Übergriffen begründen zu wollen, erblickte meines Wissens erstmals mit der Brandenburger Wolfsverordnung das Licht der Welt und wurde bereits damals dementsprechend kritisch kommentiert (hier!). Nur weil sowas in einer Verordnung drin steht, ist es halt nicht automatisch richtig.
Und „Problemwölfe“, so vergisst der bekannte Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky auch nicht ständig erneut zu betonen, sind so selten wie weiße Hirsche.
Ein Grund: „Wolfssicher“ sind Zäune ehe nur, wenn sie Herden umgeben, die mit erfahrenen Herdenschutzhunden ausgestattet sind. Diese Binsenweisheit wird allerdings nicht selten wissentlich verschwiegen.
Das weiß man in anderen Bundesländern schon länger. Sowohl im Freistaat Sachsen als auch zum Beispiel bei der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (GzSdW) waren deshalb bereits mobile Trupps mit Herdenschutzhunden im Einsatz, um nach entsprechenden Wolfsübergriffen noch Schlimmeres zu verhindern.
Warum kann solch ein Vorgehen nicht auch in Schleswig-Holstein Schule machen?
Sollte an dem jetzt verbreiteten Gerücht etwas dran sein, dass man aus rechtlichen Gründen Herdenschutzhunde nicht hinter Elektrozäunen rechtssicher halten darf, dann drängt sich der prompte Auftrag an die Politik doch quasi deutlich auf: Rechtsicherheit schaffen!
Und nicht über mutmaßliche „Problemwölfe“ philosophieren! Die gibt es nämlich – siehe Wotschikowsky – so gut wie nie. Anders als beispielsweise „Problemweiden“ und „Problemherden“.
Gerade erreichte uns die Meldung aus der Schweiz, dass es dort sogar direkt in einem alpinen Wolfsgebiet seit 2013 keine Schäden mehr durch Wölfe gab.
Und zwar dort, wo Herdenschutzmaßnahmen richtig und konsequent umgesetzt wurden (hier!). Warum sollte so etwas in Schleswig-Holstein nicht auch möglich sein?
Just my two cents….
Jürgen Vogler